First Impressions: WWE Allstars
- April 1st, 2011
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“Ein Trainingsmodus wäre cool” ging mir spontan im Kopf herum, als mir Sheamus im ersten der “Fantasy Warfare”-Matches zum zehnten Mal den Kopf abgerissen und falsch herum wieder angeschraubt hat. Nach dem fünfzehnten Mal hab ich meinen Stolz runtergeschluckt und erstmal die KI von “Contender” auf “Rookie” runtergedreht. Und mit einem Mal fluppts halbwegs. Aber optimal ist das immer noch nicht, vor allem, weil sich immer noch die gut eingeübten Reflexe aus SmackDown vs. Raw 2011 zu Wort melden. Ich hämmer’ auf die falschen Tasten zum Blocken, der Knopf zum Rennen ist jetzt rechts statt links - ich verstehe auf jeden Fall, warum die ganzen Shooter-Zocker immer heulen, wenn sich ein Spiel wie Lost Planet nicht an die Gears-/CoD-/Battlefield-Konventionen hält. Bisher dachte ich zumindest “da stehst du drüber”, aber dem ist leider nicht so. Eine Option zum Umbelegen der Tasten fehlt natürlich auch, also heißt es hier, in den sauren Apfel beißen und ganz, ganz kleine Brötchen backen.
Aber genug von meinen Unzulänglichkeiten. WWE Allstars macht vieles richtig - die Actionfiguren-Optik ist quietschbunt, es rummst und knallt an allen Ecken und Enden, die Wrestler sind flink und agil, und ehrlich gesagt freue ich mich über ein Spiel, daß sich in dieser “HD-wir-sind-super-realistisch”-Ära mal traut, so richtig fett zu übertreiben. Da werden Wrestler fünf, sechs Meter hoch in die Luft geworfen und mit super-befriedigem Krachen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, 200-Kilo-Monster wie der Undertaker flitzen Street-Fighter-Kämpfern gleich durch den Ring und generell wird sich hier nicht ansatzweise so ernst genommen wie im “großen Bruder” SmackDown. Schön.
Je nachdem, aus welcher Richtung man sich den vorhandenen Spielmodi von WWE Allstars nähert, kann man sich entweder freuen oder enttäuscht mit den Augen rollen. Für einen Arcade-Prügler gibt’s reichlich Umfang, drei sich über zehn Matches erstreckende “Paths Of Champions”, einen ganzen Sack voller “Fantasy Warfare”-Matches, in denen jeweils ein aktueller gegen einen “historischen” WWE-Superstar antritt, die üblichen One-Off-Matches und natürlich ein Multiplayer-Part (online wie offline spielbar, schön!).
Wer natürlich die Feature-Flut einer “Sim” wie SmackDown erwartet, kann nur enttäuscht werden, aber da ich das Ganze eben als netten Prügelhappen abseits von SmackDown sehe, bin zumindest ich zufrieden, zumal viele der “Klassiker” wie Steel Cage-Match, Tables- oder Extreme-Rules-Matches vertreten sind.
A propos “Fantasy Warfare” - die Macher haben sich hier was richtig Nettes einfallen lassen. Anstelle einfach zwei Figuren in den Ring zu schmeißen, gibt’s in bester WWE-Tradition für jede Paarung eine toll geschnittene Promo vor jedem Match, in dem beiden Kontrahenten Respekt gezollt wird. Diese Promos sind - grade weil sich einige der Wrestler nie vis-á-vis im Ring gegenüberstanden - wirklich clever zusammengepuzzelt und bieten einen guten Anreiz, sich durch die Matches zu hauen.
Es gbit auch einen brauchbaren “Create-A-Wrestler”-Modus, der dem von SmackDown sehr ähnelt. Man kann seinen (natürlich im Allstars-Comic-Stil gehaltenen) Wrestler beliebig morphen und formen, allerdings ist die Auswahl an Klamotten relativ eingeschränkt und eigentlich essentielle Optionen wie eine Skalier- und Rotationsmöglichkeit für Aufkleber fehlt aus unerfindlichen Gründen. Aber mal ehrlich - wenn man ein Roster mit knapp 30 der größten Namen der WWE hat, wozu braucht man dann einen Editor? Er ist da, er funktioniert, es gibt ein Achievement, wenn man einen CAW baut, aber brauchen tut man ihn nicht zwingend.
Ich hatte bisher noch keine Zeit, mich intensiv mit dem Path Of Champions zu beschäftigen oder den Multiplayer anzuchecken, aber ich werde mich diesbezüglich nochmal zu Wort melden, wenn ich ein paar Stunden mehr in den Titel gesteckt habe.
Bisheriges Fazit: Sieht man mal von der etwas steileren Lern- bzw. Umgewöhnungskurve ab, ist WWE Allstars ein richtig knuffiger Prügler geworden. Wer die “einfachere” Zeit des Wrestlings der Spätachtziger oder frühen Neunziger vermißt oder mal einen Prügler spielen will, der nicht von Capcom ist und auch keine langen Movelisten braucht, kann hier glücklich werden. Wrestling-Puristen werden es wahrscheinlich hassen