Archive for the ‘Metal’ Category

War wohl nix…

Okay, ich bin kein Experte für Popmusik, aber ich wage zu behaupten, daß ich ein Öhrchen für gute Musik im Allgemeinen habe. Ohne jetzt zu sehr in’s eigene Horn blasen zu wollen, muß ich doch sagen, daß ich den Ausgang des heutigen Eurovision Song Contests zumindest für den deutschen Beitrag vorausgeahnt habe.

Aber mal auf Anfang. Nachdem letztes Jahr eine Dance-Nummer (nämlich “Euphoria” von Loreen) das Rennen gemacht hat, kamen dann plötzlich Cascada mit einem Song um die Ecke, der “Euphoria” zum Verwechseln ähnlich klang. Kurzfristig dachten das auch die ESC-Verantwortlichen, es gab ein bißchen Rauschen im Blätterwald, und man einigte sich darauf, daß die Ähnlichkeiten wohl doch nicht so groß seien. Aber mal ehrlich: Jeder mit zwei halbwegs gesunden Ohren hat das gezielte “Oh, das hat letztes Jahr geklappt, versuchen wir’s doch auch mal” meilenweit gegen den Wind gehört. Nun, der Fairness halber muß man anmerken, daß die Anzahl an elektronischen und Dance-Nummern dieses Jahr etwas höher war als sonst, aber neben Cascada, dem Norwegen-Beitrag, der fürchterlichen Irland-Kiste und dem goldenen Catsuit-Tänzerinnen aus Rumänien gab’s auch genug ESC-Stangenware. Und was hat dann im Endeffekt das Rennen gemacht? Ein leidlich belangloser Popsong mit einer süßen, unschuldigen Schnitte, die stimmlich irgendwo zwischen Shakira und Aura Dione (urgh) georgelt hat. Und Cascada, mit ihrem Clone-Euphoria? Platz 21.

Ich wünsche ja niemandem, sich so auf die Nase zu legen, aber das es so kommen würde, war irgendwie klar. Hat man aus dem No-Angels-Debakel 2008 nix gelernt? Wen interessiert denn bitte eine Plastik-Truppe, die außer ein paar auf Dance getrimmten Coverversionen nix vorzuweisen hat? Und selbst deren ESC-Beitrag war ja nix anderes als ein dezent umgestrickter Coversong des Siegertitels des Vorjahres. Wer hinhört, bemerkt sogar das langgezogene “Gee-loooor-i-ous” im Refrain. Eu-pho-ri-a? Hä?

Nee, das war nix. Und ich frage ich immer noch, wer beim Vorentscheid auf seinen Ohren gesessen hat. Wären statt Cascada z.B. LaBrassBanda mit ihrem bayrischen Ska gefahren, hätten sie sich mit Griechenland ein heißes Duell liefern können.

Aber naja, was weiß ich schon von Popmusik? Ich geh lieber wieder Heaven Shall Burn hören. So.

Irgendwann muß es ja mal kommen…

… und bevor ich es wieder vergesse, gibt’s jetzt meinen höchst subjektiven und wahrscheinlich nicht ganz unkontroversen Jahresrückblick 2011.

Ich weiß, das wir noch knapp einen ganzen Monat Zeit haben, bis 2011 WIRKLICH rum ist, aber gerade in den beiden Themengebieten (Videospiele und Heavy Metal) dürfte in den kommenden 27 Tagen nicht mehr unglaublich viel Spannendes passieren.

Deswegen gleich mal rein ins Mett und ab dafür.

Mein persönliches Spiel des Jahres 2011: Driver San Francisco (Xbox 360)
Ich bin selbst überrascht, denn obwohl dieses Jahr einiges an Hochkarätern rausgekommen ist, hat sich nichts so richtig rund angefühlt wie der Driver-Reboot. Eine wirklich mutige Herangehensweise an das Thema “Rennspiel”, eingepackt in sowohl eine schöne Spielwelt als auch gut funktionierende Spielmechaniken. Es fühlte sich einfach frisch und clever an und ist eine Wohltat gegenüber den ganzen Sequels und Schießbuden-Actionspielen.

Metal-Platte 2011: Vallenfyre - A Fragile King
Manchmal ist es einfach schön, wenn’s mal wieder so richtig zurück zu den Anfängen geht. Und die Debüt-Scheibe von Vallenfyre bietet richtig geil abgehangenen Death Metal irgendwo in der Schnittmenge aus frühen My Dying Bride, ganz alten Paradise Lost und fröhlich rumpelnden Schweden-Uffta-Beats, verpackt in eine den Putz von der Decke bröselnden Produktion. Die Wahl zwischen dieser CD, dem aktuellen Lebenszeichen von The Wounded Kings und der neuen Iced-Earth-Scheibe war nicht leicht, aber Vallenfyre haben dann doch den Stich gemacht, weil sie mich an die Zeit erinnert haben, als ich noch jung und knackig war und es jede Woche eine neue, sensationelle Band zu entdecken gab.

Download-Spiel 2011: Eigentlich hätte hier “Torchlight 2″ stehen sollen, aber es wurde ja nochmal im letzten Moment verschoben. Deshalb… Hard Corps Uprising
So ein heftiges Spiel habe ich vorher noch nicht gespielt - vergeßt Ninja Gaiden Black oder sogar Dark Souls. Hard Corps ist sozusagen ein Contra für Leute, die Contra eigentlich nicht leiden können (wie ich). Es versohlt deinen Hintern, belohnt das Vorwärtskommen aber dann doch mit mehr Extraleben oder permanent aufgebrezelten Waffen. Und es gibt keine schönere Coop-Erfahrung, als diesen verdammten Endboß in Level 4 gemeinsam in die Knie zu zwingen. Hier werden Freundschaften auf eine Zerreißprobe sondersgleichen gestellt, vor allem wenn eine Hälfte des dynamischen Duos im Kugelhagel kapituliert (wie ich) und die andere Hälfte dann alleine weiterballern und mit nur noch einem Leben auskommen muß (wie Falsy). Es sind zwar noch viele andere, schöne Download-Spiele rausgekommen, nicht zulezt das von mir sehnlichst erwartete IRON BRIGADE (sofort angucken, wenn noch nicht getan!), aber kein Download-Spiel hat mir dieses Jahr gleichzeitig so viel Lust und Frust geschenkt wie Hard Corps Uprising.

Rollenspiel 2011: Haha, nächste Kategorie bitte :)
Nee, mal im Ernst. Was gab’s denn, außer Skyrim? Dark Souls fällt zwar grob in die Richtung, ist aber mehr Action-Adventure als Rollenspiel. Und dann wäre da noch Dragon Quest VI. Also läuft es auf einen Schwertkampf zwischen Dovahkin und dem blauhaarigen Stachelkopf aus DQ6 hinaus.
Skyrim ist wie Oblivion, nur stromlinienförmiger und in Details hübscher, Dragon Quest VI ist die Neuauflage eines uralten, bisher Japan-Only-SNES-Rollenspiels und spielt sich auch so. Blitzschnell abfrühstückbare Zufallsbegegnungen, Plots, die gerade mal eine Stadt und den dazugehörigen Dungeon umfassen und eine unfassbar große Spielwelt voller Städte und Dungeons. Schmeckt mir beides prima, und DQ6 kann man prima eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen spielen, während man in Skyrim immer irgendwie versackt.

Deshalb nochmal: Rollenspiel 2011: Dragon Quest VI

Rennspiel 2011: Driver San Francisco
Ja, ich wiederhole mich da ein wenig. Die Konkurrenz war ja diesmal recht überschaubar, und bis auf zwei Titel (nämlich NFS The Run und F1 2011) hab ich sogar alle 360-relevanten Titel gespielt. Dirt 3 ist ohne Frage ein tolles Spiel, aber die zweifelhafte DLC-Politik von Codemasters, die häßliche schwarze Löcher in die Auto- und Eventauswahl keult, wenn der nötige DLC nicht installiert ist, läßt doch einen ziemlich faden Nachgeschmack. Shift 2 Unleashed war zwar eine coole Idee, aber mit dem omnipräsenten und sinnlosen Levelsystem und der nicht immer optimalen Fahrphysik auch nicht der Knaller. Und Forza 4, so opulent es auch ist, bietet dann doch zuviel Bekanntes. Und auch wenn es sich Mühe gibt, die Monotonie des Im-Kreis-Fahrens durch geschickte Event- und Kurswahl aufzulockern, ist es doch wie Forza 3, nur in hübscher und ausgereifter. Gut, aber nicht gut genug für den Etappensieg.

Actionspiel 2011: Gears Of War 3
Die Wahl fielt gleichzeitig schwer und war doch eigentlich easy. Schwer deswegen, weil es eine fast unüberschaubare Flut an Actionspielen gab dieses Jahr, angefangen bei Dead Space 2 über Bulletstorm, F.E,A.R. 3, Deus Ex 3, Space Marine, Rage, Brink, Batman, Modern Warfare, Battlefield und weiß der Teufel was noch alles. Aber nachdem ich ein wenig zusammengestrichen habe, blieb eigentlich nur Gears übrig. Nachdem ich die Kampagne jetzt zweimal durchgezockt habe, bleibe ich bei meinem Fazit - das bisher beste Gears und ein fantastischer Koop-Fetzer.

Positive Überraschung (Video Games) 2011: Deus Ex: Human Revolution, Dark Souls
Reboots sind ja immer eine zwiespältige Sache. Man hat (meist) eine heiß und innig verehrte Serie, der man durch einen Neustart eine Frischzellenkur verpassen will, und das kann mitunter extrem in die Hose gehen. Aber Deus Ex schafft es über die gesamte Spielzeit, sowohl dem großartigen Serien-Erstling Tribut zu zollen als auch, eine eigene Duftnote zu setzen. Nebenbei beweise Human Revolution, daß es noch Actionspiele gibt, die nicht auf Skript-Overkill und Schlauchlevels gebürstet sind. Hätte sich Deus Ex getraut, den Spieler noch mehr zu fordern (mehr Auswahl in der Herangehensweise) und wären die Entscheidungen im Spielverlauf noch ein wenig stringenter durchgezogen worden, hätte es für mich ein GOTY-Kandidat werden können.

Und Dark Souls hat mich in mehrfacher Hinsicht überrascht. Erstens hat der Hype (zur Abwechslung) mal gestimmt - es IST ein fantastisches Spiel, zweitens war ich doch sehr überrascht, wie unfrustig das angeblich “schwerste Spiel der Welt” doch ist.

Positive Überraschung (Heavy Metal) 2011: Iced Earth
Ich hatte Iced Earth nach dem doch eher schwächlichen Doppelschlag “Framing Armageddon” und “The Crucible Of Man” und dem unsäglichen Hin und Her um den Sängerposten schon abgeschrieben. Aber zu meiner Überraschung meldete sich die Band mit neuem Sänger (Stu Block) und einem nach dem sehr midtemporeichen und kraftarmen “The Crucible Of Man” mit “Dystopia” in bestechend guter Form zurück. Rasiermesserscharfe Riffs, endlich mal wieder Gebretter und ein Sänger, der förmlich um sein Leben singt. Geil und absolut unerwartet.

Negative Überraschung (Video Games) 2011: Viel zu viele
Wo anfangen? Erstmal die Spiele, bei denen ich mir verdutzt die Augen gerieben habe. Da wären Brink (zu viel Rumgelevel, zu wenig Substanz dahinter, schlecht designte Maps, zu wenig Umfang), Bulletstorm (stinklangweiliger Story-Modus, trotz lustiger Baller-Mechaniken), Space Marine (seufz) und in einem geringeren Ausmaß Arkham City (man lese meine Rezi dazu).

Aber viel mehr als eine Handvoll vergurkter Spiele ärgert mich die Art und Weise, mit der die großen Publisher mit ihren Kunden, also uns, umgehen. Nix gegens Geldverdienen, aber langsam nehmen die Maschen, mit denen wir Kunden gemolken werden, absurde Züge an. Ich werfe einfach mal ein paar Schlagwörter in den Raum, dann soll mal ein jeder in sich hineinhören, wie er damit harmoniert.
- Online-Pässe, die Inhalte für Leute “wegschließen”, die ein Spiel gebraucht erwerben wollen - und die Erstkunden dazu nötigen, vorm Spielstart erstmal fitzelige Zeichenkombinationen in ein unbequemes Online-Keyboard zu würgen und dann noch hunderte von Megabyte auf die eh schon viel zu volle Festplatte downzuloaden
- DLC, der offensichtlich aus dem fertigen Spiel herausgerupft wird, um ihn dann nach Release häppchenweise nachzureichen. So kauft man sich das Spiel sozusagen mehrfach. Oder
- Tag-1-DLC-Schwemmen. Kaum ist ein Spiel veröffentlicht, erinnern sich die Publisher, daß da noch Dutzende von Kostümfarben oder Waffenskins sind, die man ja noch nachträglich verhökern kann. Früher, liebe Publisher, gab’s sowas als Anreiz zum Nochmal- oder Besonders-Gut-Spielen!

Über die Problematik mit Always-On-Kopierschutzmaßnahmen (Ubi-Launcher, Origin) und der geradezu fanatischen Datensammelwut diverser Publisher kann sich jeder selbst informieren - aber ich für meinen Teil war dieses Jahr schon mehrfach davor, mir einen Kaufstopp aktueller Software aufzuerlegen und mich nur noch auf klassischen Stoff zu verlegen. Es gibt aus der glorreichen 16- und 32-Bit-Ära noch mehr als genug Schätzchen, die ich noch nicht gespielt habe und die nicht mit so neumodischem Mist wie DLC, Online-Zwang oder -Pässen genervt haben.

Böse Überraschungen (Heavy Metal) Zu viele tote Musiker.
Ganz oben auf der Liste natürlich Gary Moore. Aber auch Andrew “Mac” McDermott (Sänger bei Threshold), “Würzel” (Ex-Motörhead-Gitarrist), Jani Lane (Warrant-Sänger) oder Scott Columbus (Manowar-Schlagzeuger) sind viel zu früh von uns gegangen. R.I.P., guys!

Dann wäre da noch die anstehende Auflösung von Candlemass. Schade, denn die beiden Scheiben mit Solitude-Aeturnus-Sänger Robert Lowe am Mikro gehören so ziemlich zum Besten, was die schwedischen Doomköppe in den letzten Jahren so auf die Kette gekriegt haben. Jetzt einfach den Stecker zu ziehen ist voll doof.

Ach ja, und dann wäre da noch die neue Nightwish-CD, “Imaginaerium”. Um’s kurz zu machen: A wank of epic proportions. Tuomas Holopainen wird jetzt sicher befriedigt in seinem Geldspeicher in Helsinki schlafen, aber Fans der Band dürften sich mit seinem Mammut-Bombast-Orchester-Jazz-Folk-Kinderchor-Orgasmus schwer tun, das nach allem klingt, nur nicht mehr wirklich nach Nightwish. Zuviel orgiastische Selbstbefriedigung, zu viel Symphonic, aber so gut wie kein Metal mehr.

Hoffnungen 2012:
Ich hoffe, daß das Online-Pass-Modell genauso schnell ausstirbt, wie es aus der Taufe gehoben wurde. Ich freue mich jetzt schon wie ein Schnitzel auf den nächsten großen Skandal, in dem herauskommt, daß bei einem Preßwerk die Codes nicht ordnungsgemäß auf die Beipackzettel gedruckt worden (wie im Fall Driver San Francisco oder auch Arkham City oder auch bei Rage). So viel Extra-Kohle können die Publisher durch diese Gängel-Maßnahmen doch gar nicht erwirtschaften.

Und dann bleibt natürlich noch die ewige Hoffnung auf Diablo 3 - auch wenn immer mehr Informationen seiten Blizzards darauf hindeuten, daß der einstmals am heißesten geliebte PC-Entwickler auf den Kunden-Gängel-Zug aufspringen wird - ein “Always-On”-Internetverbindungszwang ist schon bestätigt und über das Echtgeld-Auktionshaus reden sich die Fanboys die Köppe blutig. Ich hoffe einfach nur, daß das zugrundeliegende Spiel gut wird. Und wenn nicht - es gibt noch Torchlight 2 :)

A capella again!

Van Canto haben ein neues Album rausgebracht. “Break The Silence” heißt das gute Stück und aus einem unerfindlichen Grund läuft es mir erheblich besser rein als der letztjährige Output “Tribe Of Force”. Diesmal sind wieder vermehrt großartige Melodien am Start, das Tempo wird öfter variiert und es gibt einige coole Coverversionen - vor allem die Van Canto-Version von “Primo Victoria” (Sabaton) ist grandios.

Hier das Original:

Und hier die Version von Van Canto. Kann die “professionellen” Reviewer nicht verstehen, die der Version Power und Drive absprechen. Oh well.

Ein absolutes Schmankerl verbirgt sich am Ende der “regulären” CD (die Limited Edition hat nochmal drei weitere Songs an Bord). Van Canto versuchen sich erneut an Manowar, und auch wenn mir “Master Of The Winds” schon im Original auf die Nüsse geht, finde ich die VC-Version unglaublich grandios, denn hier zeigt die Sängerin, Inga, daß sie problemlos bei so ziemlich jeder Symphonic-Metal-Band auf dem Erdball singen könnte. Egal ob Nightwish, Epica oder Sirenia, sie singt wirklich alle Träller-Elsen in Grund und Boden. Glaubt ihr nicht?

Jetzt hab ich so sehr über die Covers geschwärmt, da sollten die Eigengewächse durchaus auch mal lobend erwähnt werden. “If I Die In Battle” ist ein flotter Doublebass-Klopfer, der das Album prima einleitet, “Seller Of Souls” hat einen unwiderstehlichen Chorus, aber meine persönlichen Highlights kommen erst in der Mitte des Albums. “Dangers In My Head” und “Black Winds Of Hate” haben eine großartige Melodieführung und Harmonien, die sich im Innenohr festfräsen. Ich für meinen Teil habe mir schon beim vorletzten Album “Hero” abgewöhnt nachzudenken, wie die Songs mit Klampfen und Bass klingen würden. Van Canto klingen nach Van Canto - und sie treten fürstlich Popo!

Well done, guys!

Cyber-Metal!

Happy Birthday, Freddie!

Ich wußte ja, daß Dani am gleichen Tag wie H.P. Lovecraft Geburtstag hat, aber daß ich den meinigen mit Freddie Mercury teile, wurde mir erst heute bewußt, weil im Radio über eigentlich nix anderes geredet wird. Um dieses Thema noch mit einem Queen-Songtitel abzuhaken: Who wants to live forerver?

Mein eigentliches Anliegen im Moment betrifft mal wieder eine coole musikalische Neuentdeckung. Diesmal geht es um die Japaner Blood Stain Child, im Netz zu finden unter http://www.myspace.com/bloodstainchildmusic.

Die aktuelle CD, “Epsilon”, ist eine irre Mischung aus dem von mir heiß geliebten Melodic Death Metal (man denke an “mittelalte” In Flames oder Dark Tranquility), verquickt mit einer riesigen Dosis Elektronik. In den (mehrheitlich) coolen Momenten wird durch die pumpenden Sequenzer- und Drumloops ein unglaublicher Druck erzeugt, und auch das Wechselspiel zwischen mega-aggressivem Keifgebrüll und der interessanten Klangfarbe der Sängerin SOPHIA setzt tolle Farbtupfer. Als beinharter Metalfan könnte man Blood Stain Child höchstens vorwerfen, daß sie gelegentlich die Grenze zum Kitsch mit Überschall hinter sich lassen und in böseste JPop-Gefilde abdüsen. Aber mehrheitlich regiert auf “Epsilon” die ganz große Axt, nachzuhören z.B. im furiosen “Sirius VI” (auf der Myspace-Seite) oder dem herrlichen “Stargazer” (kein Rainbow-Cover).

Und das Cover dürfte jedem Fan von Final Fantasy X-XIII oder P.N. 03 gefallen.
Wer also mit Enter Shikari, Machinae Supremacy oder auch System Divide leben kann (oder die letzten drei Deadlock-Alben gutfindet), sollte mal ein Ohr riskieren.

Paradoxitus

Heute mal wieder ein Querschlag durch einige nicht zwingend naheliegende Themen.

Zuerst mal zum Titel:
Was dauert knappe 30 Sekunden, man kann aber problemlos Stunden damit verbringen? Coole Antworten bitte an meine Kontakt-Email-Adresse.

Die Auflösung gibt’s natürlich sofort hintendrein.
Half-Minute Hero Super Neo Mega Climax!!, seit Mittwoch auf Xbox Live Arcade erhältlich.

Wäre man fies, könnte man es als “Rollenspiel für die ADHS-Generation” betiteln. Treffender ist jedoch, daß man das Gameplay eines typischen NES-Rollenspiels auf leichtverdauliche Portionen runterdestilliert hat. Die Prämisse ist so skurril wie unverbraucht: Die Welt geht in 30 Sekunden unter, und der Held muß in dieser Zeit hochleveln, Sidequests lösen und natürlich last, but not least den Big Bad am Ende erledigen. Da selbst ein koffeingedoptes Duracell-Bunny mit dem heutigen Stand der Technik keine solchen Geschwindigkeitsrekorde brechen kann, haben die Entwickler einige Möglichkeiten eingebaut, damit diese 30 Sekunden erheblich länger dauern.
Erstens läuft die Zeit in “Event-Locations” wie Städten, Burgen, Cutscenes etc. nicht weiter, und zweitens hat der Held die Möglichkeit, gegen Bares die Time Goddess darum zu bitten, die Zeit wieder auf Anfang zu drehen. Selbst mit diesen Tricks verläuft das Spiel noch ziemlich hektisch, entwickelt aber grade durch seine Reduktion aufs Minimalste einen extremen Suchtfaktor (zumindest bei mir). Und da es langweilig wäre, immer wieder nur einen 30-Sekunden-Happen zu spielen, beinhaltet Half-Minute-Hero eine beeindruckend lange Serie an Episoden (laut Werbetafel knapp 67 alleine im “Hauptspiel”).
Diese Episoden laufen zwar grob nach dem gleichen Schema ab, aber jede Episode besitzt einen oder mehrere Twists der Formel, die die ganze Sache immer wieder spannend machen. Entweder gibt es mehrere Wege zum Ziel, man muß das Zeit-Zurückspulen kreativ nutzen, um z.B: eine Naturkatastrophe zu verhindern, mal gibt es mehr als einen Endboss etc.

Ich habe schon von der PSP-Version des Spiels viel Gutes gelesen, aber die größte Überraschung der 360-Portierung ist, daß es eine wirklich gute Story gibt. Klar, es gibt wirklich haufenweise Klischees, aber die werden ebenfalls als Stilmittel benutzt - sei es jetzt der notorisch stumme Held, die geldgeile Zeitgöttin oder die wirklich bizarre Riege an Endgegnern (die von einem Unbekannten mit dem Zauber des Weltunterganges versorgt werden). Das Spiel schafft es sowohl, sich nicht ganz ernst zu nehmen aber trotzdem logisch und in sich schlüssig zu sein UND noch zu unterhalten.

Auch wenn das Tutorial nicht grade leicht verständlich ist (es wirkt komplizierter, als es sein müßte), hat man eigentlich schon nach den ersten zwei Minuten alle Werkzeuge an der Hand, um die Welt zu retten. Die normalerweise auf Dauer nervigen Aspekte des Rollenspiels (Levels grinden z.b.) werden komplett automatisiert, der Spieler kümmert sich nur noch um die wichtigen Dinge. Rätsel lösen, Ausrüstung und Heil-Items kaufen, mit NPCs quasseln etc.

Und was das Spiel für mich noch sympathischer macht, ist die Art der Präsentation. Das PSP-HMH war optisch komplett im 8bit-Retro-Style gehalten - nur die Musik war ein Orchester-/Hardrock-Hybrid. Für die HD-Portierung wurde ein zweiter (optionaler) Grafikmodus (Super Neo Paper Cutout-Mode - kein Witz) eingebaut, der in etwa an “Scherenschnitt trifft Flash-Animation” erinnert und schleunigst gegen die wunderschöne Pixel-Art eingetauscht werden sollte. Zum einen finde ich den Pixel-Look übersichtlicher, zum anderen haben die Entwickler einige wirklich fantastische Panorama-Bilder gepixelt, die im HD-Modus komplett untergehen (ich denke da z.B. an die Szene, in der die Time Goddess den Helden den Pakt anbietet - klasse!). Netter Gag am Rande - im Pixel-Modus sind sämtliche Schriftzüge hochauflösende, geschwungene Hi-Res-Logos, während im Super-Neo-Cutout-Modus Logos, HUD-Anzeigen etc. den Charme eines 8bit-Titels haben.

Wer auch nur am Rande Interesse für Rollenspiele, oder lustige Spiele, oder sogar Denkspiele hat, sollte mal ein Auge auf Half-Minute Hero: Super Mega Neo Climax!! werfen. Mehr Stunden kann man mit halben Minuten kaum füllen.

Interessanterweise gibt’s nahezu zeitgleich ein ähnlich gelagertes Projekt. Desktop Dungeons vom Indie-Entwickler QCF Designs (aus Südafrika, of all places!) nimmt sich den Urvater der heutigen Rollenspiele vor - die Roguelikes. Unter einem Roguelike versteht man (üblicherweise) einen Dungeoncrawler in Ascii-Optik wie z.B. Nethack, die verschiedenen Angband-Derivate oder das auch in unserem Haushalt oft und gerne gespielte ADOM. Normalerweise ist die Spieldauer dieser Spiele eher in Tagen, als in Stunden zu messen (sofern man nicht grade auf Level 1 oder 2 gefressen wird, hehe) und Desktop Dungeons dampft das auf knappe 10 Minuten ein. Keine endlosen Level-Berge, stattdessen ein Ein-Bildschrim-Level. Aber sämtliche Trademarks eines Roguelikes sind da - der hohe Schwierigkeitsgrad, das Erforschen unbekannter Gebiete, das clevere Verwalten stark begrenzter Ressourcen und natürlich der Perma-Death. Quick-Saves? Nö. Vor jedem Kampf speichern? Wie bitte? Das ist sozusagen die “reine Lehre” - eine falsche Entscheidung und man ist eine feine rote Paste auf dem Kopfsteinpflaster. Und ehe man sich versieht, sind schon wieder vier Stunden rum, weil man nur noch diesen einen Dungeon knacken wollte. Ächz.
Netterweise gibt’s die Testversion von DD für umme, allerdings ist sie nur ein Prototyp dessen, was QCF-Designs kürzlich auf der E3 gezeigt haben. Die käuflich zu erwerbende Version wird natürlich schicker aussehen und tonnenweise neue Features haben. Mein Pre-Order ist schon seit Wochen draußen, und auf dieses Spiel bin ich fast noch gespannter als auf alle Mega-Blockuster-AAA-Monstertitel, die es dieses Jahr wohl noch geben wird.

Eigentlich wollte ich noch eine humoristische Beleuchtung typischer japanischer RPG-Stereotypen in diesen Text einfließen lassen, aber so langsam läuft auch meine Aufmerksamkeitsspanne gegen Null. Stattdessen gibt’s noch kurz was auf die Löffel, meine aktuelle Dauerrotations-CD nämlich.

Born Of Osiris - The Discovery. Extremster Progressiv-Metal. Neanderthaler und Kernphysiker spielen Blood Bowl auf einem Sternenkreuzer. In etwa. Enjoy!

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