Archive for the ‘Chaos’ Category

Paradoxitus

Heute mal wieder ein Querschlag durch einige nicht zwingend naheliegende Themen.

Zuerst mal zum Titel:
Was dauert knappe 30 Sekunden, man kann aber problemlos Stunden damit verbringen? Coole Antworten bitte an meine Kontakt-Email-Adresse.

Die Auflösung gibt’s natürlich sofort hintendrein.
Half-Minute Hero Super Neo Mega Climax!!, seit Mittwoch auf Xbox Live Arcade erhältlich.

Wäre man fies, könnte man es als “Rollenspiel für die ADHS-Generation” betiteln. Treffender ist jedoch, daß man das Gameplay eines typischen NES-Rollenspiels auf leichtverdauliche Portionen runterdestilliert hat. Die Prämisse ist so skurril wie unverbraucht: Die Welt geht in 30 Sekunden unter, und der Held muß in dieser Zeit hochleveln, Sidequests lösen und natürlich last, but not least den Big Bad am Ende erledigen. Da selbst ein koffeingedoptes Duracell-Bunny mit dem heutigen Stand der Technik keine solchen Geschwindigkeitsrekorde brechen kann, haben die Entwickler einige Möglichkeiten eingebaut, damit diese 30 Sekunden erheblich länger dauern.
Erstens läuft die Zeit in “Event-Locations” wie Städten, Burgen, Cutscenes etc. nicht weiter, und zweitens hat der Held die Möglichkeit, gegen Bares die Time Goddess darum zu bitten, die Zeit wieder auf Anfang zu drehen. Selbst mit diesen Tricks verläuft das Spiel noch ziemlich hektisch, entwickelt aber grade durch seine Reduktion aufs Minimalste einen extremen Suchtfaktor (zumindest bei mir). Und da es langweilig wäre, immer wieder nur einen 30-Sekunden-Happen zu spielen, beinhaltet Half-Minute-Hero eine beeindruckend lange Serie an Episoden (laut Werbetafel knapp 67 alleine im “Hauptspiel”).
Diese Episoden laufen zwar grob nach dem gleichen Schema ab, aber jede Episode besitzt einen oder mehrere Twists der Formel, die die ganze Sache immer wieder spannend machen. Entweder gibt es mehrere Wege zum Ziel, man muß das Zeit-Zurückspulen kreativ nutzen, um z.B: eine Naturkatastrophe zu verhindern, mal gibt es mehr als einen Endboss etc.

Ich habe schon von der PSP-Version des Spiels viel Gutes gelesen, aber die größte Überraschung der 360-Portierung ist, daß es eine wirklich gute Story gibt. Klar, es gibt wirklich haufenweise Klischees, aber die werden ebenfalls als Stilmittel benutzt - sei es jetzt der notorisch stumme Held, die geldgeile Zeitgöttin oder die wirklich bizarre Riege an Endgegnern (die von einem Unbekannten mit dem Zauber des Weltunterganges versorgt werden). Das Spiel schafft es sowohl, sich nicht ganz ernst zu nehmen aber trotzdem logisch und in sich schlüssig zu sein UND noch zu unterhalten.

Auch wenn das Tutorial nicht grade leicht verständlich ist (es wirkt komplizierter, als es sein müßte), hat man eigentlich schon nach den ersten zwei Minuten alle Werkzeuge an der Hand, um die Welt zu retten. Die normalerweise auf Dauer nervigen Aspekte des Rollenspiels (Levels grinden z.b.) werden komplett automatisiert, der Spieler kümmert sich nur noch um die wichtigen Dinge. Rätsel lösen, Ausrüstung und Heil-Items kaufen, mit NPCs quasseln etc.

Und was das Spiel für mich noch sympathischer macht, ist die Art der Präsentation. Das PSP-HMH war optisch komplett im 8bit-Retro-Style gehalten - nur die Musik war ein Orchester-/Hardrock-Hybrid. Für die HD-Portierung wurde ein zweiter (optionaler) Grafikmodus (Super Neo Paper Cutout-Mode - kein Witz) eingebaut, der in etwa an “Scherenschnitt trifft Flash-Animation” erinnert und schleunigst gegen die wunderschöne Pixel-Art eingetauscht werden sollte. Zum einen finde ich den Pixel-Look übersichtlicher, zum anderen haben die Entwickler einige wirklich fantastische Panorama-Bilder gepixelt, die im HD-Modus komplett untergehen (ich denke da z.B. an die Szene, in der die Time Goddess den Helden den Pakt anbietet - klasse!). Netter Gag am Rande - im Pixel-Modus sind sämtliche Schriftzüge hochauflösende, geschwungene Hi-Res-Logos, während im Super-Neo-Cutout-Modus Logos, HUD-Anzeigen etc. den Charme eines 8bit-Titels haben.

Wer auch nur am Rande Interesse für Rollenspiele, oder lustige Spiele, oder sogar Denkspiele hat, sollte mal ein Auge auf Half-Minute Hero: Super Mega Neo Climax!! werfen. Mehr Stunden kann man mit halben Minuten kaum füllen.

Interessanterweise gibt’s nahezu zeitgleich ein ähnlich gelagertes Projekt. Desktop Dungeons vom Indie-Entwickler QCF Designs (aus Südafrika, of all places!) nimmt sich den Urvater der heutigen Rollenspiele vor - die Roguelikes. Unter einem Roguelike versteht man (üblicherweise) einen Dungeoncrawler in Ascii-Optik wie z.B. Nethack, die verschiedenen Angband-Derivate oder das auch in unserem Haushalt oft und gerne gespielte ADOM. Normalerweise ist die Spieldauer dieser Spiele eher in Tagen, als in Stunden zu messen (sofern man nicht grade auf Level 1 oder 2 gefressen wird, hehe) und Desktop Dungeons dampft das auf knappe 10 Minuten ein. Keine endlosen Level-Berge, stattdessen ein Ein-Bildschrim-Level. Aber sämtliche Trademarks eines Roguelikes sind da - der hohe Schwierigkeitsgrad, das Erforschen unbekannter Gebiete, das clevere Verwalten stark begrenzter Ressourcen und natürlich der Perma-Death. Quick-Saves? Nö. Vor jedem Kampf speichern? Wie bitte? Das ist sozusagen die “reine Lehre” - eine falsche Entscheidung und man ist eine feine rote Paste auf dem Kopfsteinpflaster. Und ehe man sich versieht, sind schon wieder vier Stunden rum, weil man nur noch diesen einen Dungeon knacken wollte. Ächz.
Netterweise gibt’s die Testversion von DD für umme, allerdings ist sie nur ein Prototyp dessen, was QCF-Designs kürzlich auf der E3 gezeigt haben. Die käuflich zu erwerbende Version wird natürlich schicker aussehen und tonnenweise neue Features haben. Mein Pre-Order ist schon seit Wochen draußen, und auf dieses Spiel bin ich fast noch gespannter als auf alle Mega-Blockuster-AAA-Monstertitel, die es dieses Jahr wohl noch geben wird.

Eigentlich wollte ich noch eine humoristische Beleuchtung typischer japanischer RPG-Stereotypen in diesen Text einfließen lassen, aber so langsam läuft auch meine Aufmerksamkeitsspanne gegen Null. Stattdessen gibt’s noch kurz was auf die Löffel, meine aktuelle Dauerrotations-CD nämlich.

Born Of Osiris - The Discovery. Extremster Progressiv-Metal. Neanderthaler und Kernphysiker spielen Blood Bowl auf einem Sternenkreuzer. In etwa. Enjoy!

Dreckschleuder²

Dreckschleuder #1:
The Adventures Of Duane and BrandO, ihr erinnert euch sicher, haben vor einiger Zeit mit einer ganzen Handvoll cooler Retro-Videospiel-Vertonungen auf sich aufmerksam gemacht. Wer (wie ich) die Mischung aus (S)Nes-Gedudel, jeder Menge Crossover-Sound und fiesen Lyrics cool fand, kann sich jetzt die gesammelten Werke der beiden Herren downloaden - für umme.

Dreckschleuder #2:
Dirt 3.
Da es sich hierbei um ein Sequel zu Dirt 2 handelt, das so ziemlich jeder Racing-Interessierte besitzen sollte, kann ich das Ganze recht knapp zusammenfassen.
Dirt 3 fährt den ganzen Extremsport-Zirkus auf ein erträgliches Minimum zusammen, packt wieder erheblich mehr Rally-Events auf den Fahrplan und verwöhnt den sonnengeplagten Racer mit Regen und Schnee. Und das Ganze wird technisch natürlich superschick umgesetzt.
Am Umfang gibt’s auch nicht viel zu mäkeln. Es gibt mehr Strecken als im Vorgänger, und auch wenn der Fokus mehr auf Rally-Events liegt, gibt’s genug Abwechslung - man fährt nicht nur mit aktuellen Flitzern, sondern darf von den 60ern bis in die Neuzeit rasen, mit allem, was im Offroad-Bereich Rang und Namen hat(te). Opel Manta? Check. Mini Cooper? Check. Lancia Delta HF? Klar. Sierra Cosworth? Sowieso.
Alles beim Alten? Fast. Erstmal, und dafür bin ich den Codemasters sehr dankbar - hat Dirt 3 eine einblendbare Hilfslinie. Damit gehört das “blind in’s Gelb brettern” des Vorgängers endlich der Vergangenheit an. Der Multiplayer wurde auch dezent überarbeitet, neben den üblichen Renn-Events gibt’s jetzt auch ein paar Partygames: Cat’n'Mouse, Infection (sowas wie Fangen im Zombie-Gewand), Transporter (Capture the Flag) und Invasion (Papp-Roboter umfahren, ohne dabei Papp-Häuser zu zerstören, sehr lustig). Eher zwiespältig sehe ich die neuen Gymhkana (Gymkhana? Gynäkologe? WTF…)-Events. Hierbei handelt es sich quasi um das Trick-Billiard im Rally-Zirkus. Ein Kurs wird mit Drift-Gates, Smash-Boxen oder Sprungschanzen zugestellt und man bekommt Punkte für’s Tricksen. Als Minigame abseits des Rennzirkus sicher lustig, aber wer die Drift-Events in GRiD schon scheiße fand, wird hier Eimer vollkotzen.

Drei Dinge stören mich an Dirt 3. Erstens: Die Autos fühlen sich immer noch viel zu leicht und zu flutschig an. Man kann sich dran gewöhnen, aber ich finde es nach wie vor befremdlich, wenn sich ein Zwei-Tonnen-Hummer H3 wie ein Sportwagen und ein Sportwagen wie ein gottverdammtes Gokart anfühlt. Zweitens: Nix gegen Interaktion mit dem Spieler, aber mußten es gleich DREI Ansager sein, die einen die ganze Zeit zublubbern? Gut, so viele gabs auch schon in Dirt 2 und GRiD, aber hier wollen sie partout nicht die Klappe halten. Und einer von denen versucht konsequent, mit überall angehängten “Amigow” und “Compadrey” einen auf supercool zu machen. Nervt spätestens nach dem dritten Rennen. Und abwürgen geht leider nicht, da über die gleiche Einstellung auch der Copilot läuft. Menü-Stimmen aus, Copilot aus. HÄ?
Und zu guter Letzt: Wer bitte hat den Soundtrack zusammengebastelt? Auch der Soundtrack von Dirt 2 war jetzt nicht überragend gut, aber der größtenteils gitarrenlastige Alternativesound hat wenigstens Lust auf Raserei gemacht. Aber das hier größtenteils aus den Boxen gluckernde Zeug verleiht dem Spiel eine ätherische, entrückte Atmosphäre, die eigentlich gar nicht zu einem Matsch- und Dreck-Raser paßt. Hmmm.

Gut angekommen!

Silvester war eine richtig kuschelige Sache. Lecker Nudelsalat und Frikadellen, dazu ein cooler Film (später mehr dazu) und danach ein paar gemütliche Stunden Pen&Paper-Rollenspiel, nur von einer halben Stunde Böller-Zwangspause unterbrochen. Nee, ich böller nicht, zumindest nicht mit Feuerwerk. Ist mir selbst zu unsicher und das Geld lege ich lieber in bleibende Werte an, z.B. in den Re-Release von Divinity II, aber auch dazu gleich mehr.

Auf Anraten diverser zuverlässiger Quellen habe ich für unseren traditionellen Silvester-Buffet-Film dieses Mal “Splice - das Genexperiment” kommen lassen. Auch wenn der Trailer das Ganze wie einen relativ typischen Monster-Horrorfilm aussehen läßt, handelt es sich doch hier um eine ziemlich brilliante Charakterstudie der beiden Wissenschaftler, und nicht nur am Ende des Films fragt man sich, wer hier die wirklichen Monster sind. Hat uns auf jeden Fall gut unterhalten. Die Schauspieler sind prima und die Special Effects sehr subtil bis brilliant eingesetzt.

Hab nach meinem Donkey-Kong-Country-Returns- und Conduit-Marathon auf der Wii kurz vor Silvester meine 360 wieder angeworfen und bin über die Demo zu Divinity II - Dragon Knight Saga gestolpert. Ich hatte die Demo zum originalen “Divinity II - Ego Draconis” noch in lebhafter Erinnerung - immerhin war es so ziemlich der erste Rollenspiel-Port, den ich wegen Unspielbarkeit noch im Tutorial abgewürgt habe. Ich bin eigentlich ziemlich tolerant, was Tastenbelegungen angeht, aber Ego Draconis ging absolut nicht. Zumal es noch fürchterlich aussah - da konnte selbst die Prämisse mit dem Drachenjäger, der selbst zum Drachen mutiert, nix mehr reißen. Anscheinend haben das die Programmierer ebenfalls gesehen und eine neue Version des Spiels ausgebrütet - und sieh an: Auch wenn die Steuerung nach wie vor etwas ungewohnt (aber halbwegs konfigurierbar) ist, fühlt es sich jetzt deutlich natürlicher und spielbarer an. Wie gut das Spiel im Endeffekt sein wird, kann ich erst in ein paar Wochen sagen, aber die Demo bietet schon einen gewaltigen Umfang und eine sehr solide Technik, von der teilweise zum Brüllen komischen englischen Tonspur ganz zu schweigen. Und was ich spielerisch zu sehen bekommen habe, macht auch Lust auf mehr.

Divinity II: Dragon Knight Saga schlägt in eine ähnliche Kerbe wie Oblivion, d.h. es gibt eine große, offene Spielwelt, die man solo erkunden darf/kann/muß. Gekämpft wird in Echtzeit (mit optionaler Pause), und man kann dank der frei belegbaren Tasten problemlos zwischen Nahkampf, Fernkampf und Magie wechseln. Im Gegensatz zu Oblivion levelt die Spielwelt allerdings nicht mit dem Helden mit, und praktischerweise werden die Gegnerlevels im Namensschildchen gleich mit angezeigt. A propos “Leveln”, hier bedient sich Divinity II (wie übrigens auch seine Vorgänger Divine Divinity und Beyond Divinity) bei Diablo. Es gibt für jedes erledigte Monster Erfahrung, hat man genug, bekommt man eine Handvoll Attributs- und einen Skillpunkt. Mit den Attributspunkten steigert man Stärke, Vitalität usw, was sich in mehr Lebenspunkten und mehr Schaden niederschlägt, und der Skillpoint wird in einer riesigen Talent-Auswahl versenkt. Man muß sich am Ende des Tutorials zwar auf eine von drei Basisklassen (Nahkämpfer, Bogenschütze, Magier) festlegen, aber ab dem ersten Levelaufstieg gibt’s keine Grenzen, man kann quer durch die Disziplinen gehen und sich zusammenbasteln, was man möchte. Sehr schön. Die Vollversion ist auf jeden Fall bestellt, und wer sich selbst ein Bild machen will, schaue einfach auf Xbox Live vorbei und sauge sich die fast 2GB große Demo.

Zu meinen Einkäufen aus dem letzten Jahr gibt’s auch ein paar Updates:

- The Conduit für Wii ist ein gleichzeitig ziemlich cooler aber auch ziemlich generischer Ego-Shooter. Die Spielzeit für die Story kommt auf grade etwas an die acht Stunden (auf “Normal” und inklusive einiger ziemlich frustender Widerholungen), und viel länger hätte das auch nicht sein dürfen. Rein spielerisch und optisch macht The Conduit eine gute Figur - mit der Wiimote rumballern geht, wie auch schon in Resi 4 Wii oder Metroid Prime Wii, erschreckend gut von der Hand, zumal man so ziemlich alle Aspekte der Steuerung an seine persönlichen Bedürfnisse anpassen kann. Die Grafik reißt zwar keine Bäume aus und erinnert an bessere Cube- bzw. PS2-Shooter, weiß dafür aber mit ein paar tollen Effekten zu begeistern. Dazu kommen gute (englische) Sprecher und ein unauffälliger Soundtrack.

Leider fällt das Spiel beim Leveldesign und der Erzählweise voll auf die Schnauze. Die ganze grandiose Story um Illuminaten, Weltverschwörer und Aliens kommt auf keinen grünen Zweig, und wenn ich in absehbarer Zeit noch EINMAL einen US-Präsidenten retten muß, werde ich eigenhändig ein Flugzeug kapern und im Weißen Haus landen. Himmel hilf. Außerdem sind Schlauchlevel, “Suche-Die-Keycard”-Puzzles und Medpacks so richtig oldschool, aber auf die uncoole Art. Man merkt nämlich, daß die Designer sehr viel Halo und Half-Life gespielt haben und das gerne auch in ihr Spiel gepackt hätten. Zumindest die Aliens haben definitiv was von einem schmutzigen Bastard aus den Covenant (besonders im Sounddesign und der Vorliebe für Neon-Geballer) und den Invasoren aus Half-Life (was die Verwendung von Biotechnologie angeht). Blöderweise haben sich die Designer nur die blödsinnigen Ideen ausgeliehen. Warum darf ich nur zwei Waffen mitnehmen? Warum ist die Muni dauernd knapp und sind die Gegnerhorden so groß? Und wehe, man vergißt irgendwo eines der namensgebenden “Conduits” - das Monstergeschwärme läßt nicht nach. Und zu allem Überfluß hat man sich auch ein Spezial-Gadget ausgedacht, um einen Gegenpol zu Half-Life 2’s Gravity Gun zu haben. Blöd nur, daß das “Allsehende Auge” (oder im Englischen “All-Seeing Eye” (ASE)) nur ein besseres Plotdevice darstellt, denn mehr als unsichtbare Schalter drücken oder unsichtbare Minen entschärfen ist damit nämlich nicht drin. Und beide Aktivitäten darf man natürlich durchführen, während man von Monstern totgeschwärmt wird. Erwähnte ich, daß man nicht gleichzeitig das ASE und eine Knarre benutzen kann? Und daß man natürlich die Minen mitten im Kampfgebiet platziert hat?

Naja, war nur ein 10€-Kauf, und zwischenzeitlich war’s ja ganz spaßig. Die Knarren waren nett (vor allem die Alien-Wummen) und im Multiplayer hab ich einige fröhliche (und erstaunlich lag-arme) Partien erlebt. Und das auf der Wii. Geht nicht? Geht doch!

- Bangai-O Spirits ist der offizielle Nachfolger zu einem meiner absoluten Dreamcast-Lieblinge. Leider bin ich zu schwach für dieses Spiel. Über den zweiten (von mehreren hundert) Level bin ich nicht hinausgekommen.

Das originale Bangai-O war ein 360-Grad-Shooter, in dem man einen winzigen Mech durch ein feindverseuchtes 2D-Labyrinth steuern mußte und dank einer brillianten Counter-Attacke auch im wildesten Kugelhagel überleben konnte. Spirits schließt nahtlos daran an und erweitert das damalige Spielprinzip um einen ganzen Sack neuer Waffen, die natürlich alle ihre Vor- und Nachteile gegen gewisse Gegner- und Kugeltypen haben. Eine technische Meisterleistung, aber erheblich schwerer zu meistern als der Vorgänger, in dem es nur zwei Schußtypen gab, deren Benutzung man innerhalb der ersten 10 Minuten gelernt hat. Es wurde zwar auch bockschwer, aber das lag eher an den Gegnermengen als an den Mengen von Optionen, die man als Spieler hat. Nun ja, vielleicht macht es ja noch “klick”.

- Ninja Gaiden Dragon Sword ist ein komischer Kandidat. Man nehme Hintergründe und Gegner aus dem grandiosen Ninja Gaiden Black, verpflanze das Ganze in eine neue Story und garniere den Eintopf mit einer erstaunlich gut funktionierenden Touch-Only-Steuerung. Aber es funktioniert richtig gut (nur nicht abends im Bett, Dani beschwert sich nämlich über das hektische Klappern des Stylus auf dem Touchscreen :-)).
Bonuspunkte bekommt NGDS übrigens für die Linkshänder-Option. Macht mich sehr, sehr glücklich!
Sogar der Schwierigkeitsgrad ist intakt geblieben. Gehen die ersten zwei, drei Missionen flockig aus dem Handgelenkt, ist spätestens ab dem Zeitpunkt, an dem sich Gegnerhorden PLUS Todes-Stacheln gegen den Spieler wenden, für mich Schicht am Schacht. Aber wie ein wahrer Ninja werde ich mich auch hier eventuell durchbeißen - allein schon um zu sehen, wie viel Brust Team Ninja diesmal untergebracht hat, harr harr.

- Infinite Space. Saugeil. Space Opera für den Nachttisch. Für Unterwegs. Na egal. Wichtige Fakten zuerst: Space Opera im Anime-Design, gemacht von Platinum Games, den gleichen Leuten, die uns schon mit Bayonetta und Vanquish versorgt haben. Und - ein Rollenspiel. Ein Text-Adventure. Eine Spacekampf-Sim. UND ein Raumschiffbaukasten. Man tingelt in bester Enterprise-Manier von Sternsystem zu Sternsystem und hangelt sich planetenweise durch den Plot, der von diplomatischen Verwicklungen über den typischen Sci-Fi-Wissenschaftskram bis hin zu einer Geschichte über’s Erwachsenwerden bis hin zu einer Artefaktjagd reicht. Und das ist erst das, was ich in den ersten drei Kapiteln (von über 20) erlebt habe. Flankiert wird das ganze Drama von einem inspirierten (und fürchterlich schlecht dokumentierten) Schiffsbaukasten und einem einfach anmutenden, aber taktisch sehr flexiblem Schiffskampf-Modus. Die Dokumentation, sowohl Handbuch als auch in-Game, ist eine Katastrophe und die Lernkurve steiler als so manche schwarze Ski-Piste, aber die knuffigen Charaktere (die erheblich angenehmer zu ertragen sind als die Bande in Star Ocean, z.B.) und das Herumdüsen im Weltall reißen eine ganze Menge raus. Und wofür gibt’s GameFAQs?

So, das war erstmal genug für einen Abend, ich gehe jetzt weiter meine Flotte managen, es gibt noch eine Piratenbasis auszuheben. Möge die Macht… nee, falsches Spiel.

Man lernt nie aus…

Heute habe ich zum Beispiel gelernt, WIE penetrant hartnäckig Windows XP ist. Bevor ich zur Sache komme, ein wenig Hintergrund. Wie ich ja hier schon einmal gepostet habe, hat sich kürzlich meine alte Grafikkarte verabschiedet, es mußte also eine neue her. Und da ich bei Upgrades keine halben Sachen mache - immerhin soll das erstmal wieder drei bis fünf Jahre halten - habe ich eine schicke Radeon HD5750 erstanden, die ja bekanntlich DirectX-11-kompatibel ist. Nur: Ich hatte ja immer noch das sehr robuste, unkaputtbare WinXP auf der Platte, so daß ich die Karte gar nicht wirklich ausreizen konnte. Zumal es ja auch derzeit so gut wie keine Software für gibt.

Ein paar Wochen später kam dann Dani zu mir und meinte, wie es denn wäre, mal eine gescheite Backup-Lösung ins Auge zu fassen. Nach dem Tod ihres ehrwürdigen Braille-Notetakers vor ein paar Jahren ist die Gute ziemlich paranoid, was Datenverlust angeht - immerhin sind ihr damals nahezu ihre gesamten Rollenspiel-Charaktere, viele davon über mehrere Jahre und Gruppen hinweg gepflegt, unrettbar verpufft, und das ständige Rohling-Verheizen nervt auf Dauer. Also gleich mal Nägel mit Köpfen gemacht und eine 1.5-Terabyte-Festplatte in’s Auge gefaßt. Und als ich dann noch vor ein paar Tagen gelesen habe, daß es jetzt die sogenannten “Windows 7 Family-Packs” mit drei Lizenzen für 150€ zu kaufen gibt, haben wir zugeschlagen. Eine Lizenz für mich, die zweite für Dani und die dritte für Danis Papa, der mich schon seit Ewigkeiten fragt, was denn bitte das neueste Windows sein soll und warum er das noch nicht hat.

Dann kam heute also unsere Festplatte nebst Windows-Dreierpack, und naiv, wie ich war, hab ich um kurz nach halb fünf nachmittags damit angefangen, erstmal alles, was ich eventuell später mal brauchen könnte, auf die neue externe Festplatte zu bannen. Ging erstaunlich schnell, und diesmal hat sogar der Slogan “Plug & Play” gestimmt. Kein Treiber-Generve, kein Rumgezicke - einfach einstecken und loskopieren. 18 GB an “Eigenen Dateien” und MP3s später dachte ich mir “OK, mal eben die Platte wegnuken”. War wohl nix. Erst um 19:42 Uhr konnte ich den Installator anweisen, bitte mal hin zu machen. Problem: Wie kriege ich Windows dazu, seine Systempartition zu löschen? Zu Win98-Zeiten hat ein Hüpfer ins DOS nebst “format c:” alles geklärt, aber heutzutage mußte ich tatsächlich erstmal die WinXP-Installations-CD rauskramen, mich bis zur “Wiederherstellungskonsole” durchhangeln und dann erst per “Diskpart -delete c:” - und nicht, wie dummerweise angenommen, über den menügesteuerten Wizard - die Partition wegballern. Den Fehler, ein neueres OS über ein älteres drüberzuziehen, habe ich gottlob nur einmal gemacht. Und die fast zwei Stunden Terror in den Untiefen der WinXP-Eingeweide haben mir mal wieder bestätigt, warum ich Computer wie die Pest hasse. Aber in Zukunft weiß ich wenigstens, wie ich jede WinXP-Partition kaputt kriege. Schön.

Ach ja, die Netto-Installationszeit von Win 7 64bit lag übrigens bei unter 50 Minuten, nur gestreckt dadurch, daß ich zum einen die Installations-CD für meine WLAN-Antenne nicht auftreiben konnte (die sich fieserweise zwischen meine zuletzt installierten Spiele gemogelt hat - und da guckt man natürlich nie nach) und die Soundkartentreiber auf Teufel komm raus nicht kapieren wollten, daß ich keine 7.1-Surround-Anlage am SPDIF-Output, sondern einfach nur einen Satz Aktivboxen am Line-Out stecken habe. Lösung hierfür - aktuelle Treiber-Revision runterladen, Anschlußkabel raus - Anschlußkabel wieder rein, Fertig.

Und morgen erzähle ich, ob der ganze Krampf die Mühe wert war, denn die Stunde, die Steam noch braucht, Civ V runterzuholen, gebe ich mir nicht mehr. Es ist jetzt 2:42 Uhr, und hier wirds mal wieder saumäßig kalt. Brrrr.

Totale Entmündigung?

Im Zuge der fortschreitenden Diskussion über Fernseh-Pranger wie “Tatort Internet” oder der immer mal wieder hochschwappenden Debatte über gewalthaltige Spiele (das Label “Killerspiele” ist einfach falsch!) hab ich mir mal ein paar Gedanken gemacht. Die zentralen Punkte, die mich vewundern, sind folgende: Warum bildet sich der Staat ein, Eltern aus der Verantwortung entlassen zu müssen? Sind Eltern in den letzten 20 Jahren dümmer geworden? Und vor allen Dingen: War mein Elternhaus so viel anders/besser als das der anderen?

Immerhin wird ja in schöner Regelmäßigkeit an Gesetzesideen geschraubt, mit denen man böse Medien aus den Kinderzimmern verbannen kann. Nicht, daß es die nicht schon früher gegeben hat - die USK gibt’s ja immerhin schon seit 1994. Wenn sich die Eltern einfach mal die Zeit nehmen würden, sich mit ihren Kids zu beschäftigen, gäbe es viele der Probleme nicht und der Staat hätte keinen Grund, mit immer neuen, sinnfreien und drakonischeren Maßnahmen rumzumachen.

Wie im Intro bereits angerissen: Bei uns zu Hause gab es Ende der 80er den ersten C64 (OK, eigentlich einen C128er, but anyways…) nebst zwei voller Diskettenboxen. Nicht nur, daß sowohl mein Vater als auch meine Mutter wußten, wie man auf dem C64 Spiele startet und spielt, sie wußten auch erschreckend gut über den Inhalt unserer Diskettenboxen Bescheid, was sich durch das komplette Fehlen von Nazi- oder Sexspielchen, die in gebraucht gekauften Sammelboxen wie unserer nun mal unweigerlich aufgetaucht sind, manifestiert hat. Außerdem kam es oft genug vor, daß sich einer von ihnen einen ganzen Nachmittag am Wochenende zu uns gesetzt hat, um mal ein paar Runden “Kaiser” oder Fußball oder “Pit Stop” gegen uns zu daddeln. Ich krieg immer noch das kalte Gruseln, wenn ich daran denke, wie Mom meinen Bruder und mich bei “Kaiser” demoliert hat :-). Wir kamen uns deswegen keineswegs “überwacht” oder “bevormundet” vor, ganz im Gegenteil. Wir fanden es saucool, daß unsere Eltern unser Spielzeug so toll fanden und uns für voll genug nahmen, damit eigenverantwortlich umzugehen.

Das setzte sich auch beim Videogucken fort. Natürlich haben wir so ziemlich jedes “Masters-Of-The-Universe”-Video gesehen, welches unsere örtliche Videothek parat hatte, aber es gab auch genug “große” Actionfilme, die wir gucken durften - wenn unsere Eltern dabei waren. “Terminator”, “Alien 2″, “Highlander”, “Red Scorpion” - das war durchaus übliches Samstag-Nachmittags-Programm für uns. Dass unsere Eltern uns einschätzen konnten und nicht verantwortungslos waren, zeigte sich daran, daß mein Vater zum Beispiel nur mich aus dem Bett geholt hat, als damals auf dem ZDF der “Shogun”-Siebenteiler ausgestrahlt wurde, da der doch zum einen erheblich komplexer als auch teilweise “härter” als der typische Schwarzenegger-Flick war. Und sie haben uns immer wieder klar gemacht, daß das, was da auf der Mattscheibe flimmert, einfach nur Film ist und nicht die Realität widerspiegelt oder widerspiegeln KANN. Meine Eltern sind Baujahr 49 und 56 respektive, sie waren also Ende der 80er, in der “heißen Phase” 40 bzw. 33 Jahre alt. Paps war berufstätig, Mom war Hausfrau und beide hatten genug Zeit, sich zu kümmern. Und bevor jetzt der Eindruck entsteht, ich käme aus einer hochgebildeten, reichen Intellektuellenfamilie: Dem ist nicht so gewesen, meine Eltern sind ganz normale Leute. Es ging uns gut, aber es gab noch mehr als genug Luft nach oben. Deswegen auch einen gebrauchten C64 und keinen fabrikneuen Amiga :-)

Ich wage mal zu behaupten, daß mein Bruder und ich zu vernünftigen Erwachsenen geworden sind, obwohl wir einen Großteil unserer prägenden Jahre mit Actionfilmen und Computerspielen verbracht haben bzw. immer noch verbringen.

Je öfter ich die Pfeiffers oder die von und zu Guttenberg im Fernsehen rumtröten höre, daß es ja eine Sache des Gesetzgebers und nicht der Eltern sei, sich um das Seelenheil der Kinder zu kümmern, frage ich mich, was da schief läuft. War unsere Familie ein Einzelfall? Ist die Kluft zwischen den Generationen so groß geworden? Oder ist es den Eltern von heute einfach nur noch scheißegal, was aus ihrem Nachwuchs wird? Hat das Fernsehen die Leute schon so lethargisch und dumm gemacht, daß sie sich lieber vom Gesetzgeber eine Leine nach der anderen um den Hals legen lassen anstelle mal selbst ihren Denkapparat einzuschalten?

Ich weiß es nicht, aber diese Gedanken machen mir Angst. Man fühlt sich so furchtbar einsam und alt :-)

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