Vom Buddeln in der Gruft und chinesischen Massenmördern
- February 15th, 2014
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Was spielt Beast zur Zeit?
Das ist recht einfach. Zum einen gab’s vor Kurzem ein nettes Humble Bundle, in dem man für knappe 15€ fast den gesamten Backkatalog von Sid Meier erstehen konnte. Civ III, Civ IV, Civ V, alles mit so ziemlich allen Erweiterungen. Für mich als Globalstrategie-Fan natürlich ein gefundenes Fressen, zumal ich außer Civ IV Complete nur die Basisspiele hatte. Dazu gab’s noch Sid Meier’s Ace Patrol (eine PC-Adaption eines neckischen iPhone-Luftkampf-Strategiespiels), Sid Meier’s Railroads! (ein zeitgenössisches Remake von Railroad Tycoon aus den frühen 90ern) und die auch für Xbox, PSP und diverse andere Systeme erschiene Pirates!-Modernisierung. Und Pirates! ist auch derzeit mein absoluter Zeitfresser. Durch die Karibik segeln, die Engländer, Franzosen, Holländer und Spanier gegeneinander aufwiegeln und ausspielen und nebenbei noch die eigene, entführte Familie finden bzw. rächen - wer braucht dazu schon Assassin’s Creed IV? Klar, die Comic-Grafik ist nicht jedermann’s Sache, aber die Spielbarkeit ist fabelhaft. Günstiger kann man derzeit nicht an einen Karibik-Urlaub rankommen.
Und wenn ich dann doch mal im Wohnzimmer bin und die Konsole(n) anmache, dann spiele ich derzeit Dynasty Warriors 8. Für alle diejenigen, die Koei’s Mammut-Epos nicht kennen, hier eine kurze Zusammenfassung:
Die Dynasty Warriors-Serie begann als relativ unaufgeregter 1 vs. 1-Prügler auf der PSOne, im Stile eines Tekken oder Soul Calibur. Man spielte Charaktere aus einem chinesischen Geschichts-Epos, “Romance of the Three Kingdoms”, welches sozusagen die chinesische Version des Trojanischen Krieges darstellt. Es geht um die drei verfeindeten Königreiche Wu, Shu und Wei und die Intrigen und Schlachten, die sich diese Königreiche liefern. Mit der Ankunft der PS2 und entspreched dickerer Hardware-Power wurde aus dem simplen Prügler eine Art “Schlachtfeld-Sim”, in dem auf ziemlich einzigartige Weise Prügelspiel, Rollenspiel und Strategie miteinander verbunden wurden. Man suchte sich einen Offizier aus und verfolgte dann dessen Karriere durch mehrere gigantische Schlachten hindurch, vermöbelte gerne auch mal mehrere hunderte bis tausende Gegner pro Schlacht, sammelte immer bessere Waffen und Ausrüstung und duellierte sich regelmäßig mit verfeindeten Offizieren. Ähnlich einem japanischen Score-Shooter sind die eigentlichen Truppen meist mit einem oder zwei Treffern vom Feld gewischt, und viele der Waffen haben enorme Reichweiten, so daß mit den flüssig auszuführenden Combos gerne mal dutzendeweise Leute vom Screen gewischt wurden. Die benannten Offiziere hingegen vertragen da schon einiges mehr und müssen gerne ausmanövriert werden, was sie - um die Shooter-Analogie beizubehalten - zu Mini- bzw. Endbossen macht. Das Ganze wird dann in dezent geskriptete Schlachten verpackt, die mit fetzigen Hardrock- und Metalsongs untermalt werden. Wie gesagt, eine ganz eigene und einzigartige Mischung.
Über die Jahre hinweg wurde die Formel immer mal wieder dezent modifiziert, mal wurde das Geschehen um einem Globalstrategie-Part erweitert (die Empires-Ableger), dann wurde mit Capture-and-Hold-Elementen experimentiert usw. Ich habe bisher nur DW3, DW5 Empires, das PS-Vita-exklusive DW Next und jetzt DW8 gespielt, daher kann ich mich nicht wirklich aus Autorität auf diesem Gebiet bezeichnen, aber im Direktvergleich zwischen DW5 und DW8 fällt auf jeden Fall auf, daß DW8 erheblich flüssiger, fetziger und spannender in Szene gesetzt ist als die Vorgänger. Und man muß Koei echt mal zugute halten, daß sie in einer Zeit, in der viele japanische Publisher krampfhaft versuchen, EA und Activision hinterherzuhecheln, erfreulich auf dem Boden geblieben sind. Klar, DW8 hat kübelweise DLC, aber im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern ist das alles kosmetischer Krimskrams, den man zum Spielen nicht wirklich braucht. Und der Umfang ist enorm. 44 Karten, die in verschiedenen Iterationen durchgenudelt werden können, 77(!!!) spielbare Charaktere, die sich nicht nur optisch, sondern auch spielerisch teilweise kraß voneinander unterscheiden, hunderte von Waffen und Ausrüstungsteilen, die man sammeln kann - es gibt reichlich zu tun. Und endlich, endlich haben Keoi es auch geschafft, einen Online-Coop-Modus einzubauen! Man kann nicht nur die Story-Karten zusammen durchkloppen, sondern auch den launigen “Ambition”-Modus zusammen angehen, in dem man als kleiner Kriegsherr eine Stadt aus dem Boden stampfen muß, die schön genug ist um den Kaiser neugierig zu machen. Und so prügelt man sich über die Schlachtfelder, sammelt Baumaterialien, Waffen, gegnerische Offiziere und Gold, um sich in einem neckischen Basisbau-Part seine Traumstadt zu bauen. Ist dezent auf Grind ausgelegt, aber durch die Tatsache, daß man jederzeit zwischen gefangenen Offizieren wechseln kann, hat man immer die Möglichkeit, mal was Neues auszuprobieren.
Zwei kleine Kritkpunkte gibt’s allerdings. Zum einen ist die Technik nicht wirklich zeitgemäß. Die Schlachtfelder sind riesig. Und es sind teilweise bis zu 150 Figuren gleichzeitig auf dem Schirm, dazu noch fetzige Partikeleffekte und knallige Explosionen, was schon ganz fein aussieht. Aber: Diese Gigantomanie muß man sich mit nicht immer hübschen Charaktermodellen und suboptimaler Beleuchtung sowie sehr pixeligen Schatten erkaufen. Ärgerlicherweise gibt’s auch keinen Gamma-Regler im Spiel, was die Nachtmissionen zu einer echten Plage macht, wenn man nicht gerade seinen TV hochpegelt.
Der zweite Meckerpunkt ist dann allerdings sehr stark Geschmackssache. Das grundliegende Spielprinzip mit den Massenschlachten kann sich - muss aber nicht - relativ schnell abnutzen. Die Steuerung ist mit einer leichten und einer schweren Attacke, einem Knopf zum Springen und einen für Special Moves relativ übersichtlich ausgefallen, und die Combo-Listen sind recht kurz. Das hat zum einen natürlich den positiven Nebeneffekt, daß man seinen Charakter blitzschnell unter Kontrolle hat, auf der anderen Seite ist das Potential relativ schnell ausgereizt. Dynasty Warriors 8 versucht der Langeweile zu begegnen, indem es ein nettes, kleines Rollenspielsystem mit aufwertbaren Skills und ständig neuer Beute um die Prügeleien legt, und bisher (nach knapp 35 Stunden) macht sich auch noch keine Ermüdung breit, den ständig wechselnden Schlachten und Charakteren sei Dank. Ich kann aber auch die Leute gut verstehen, die bei der Nennung von DW mit den Augen rollen. Wirklich schwer ist DW8 nicht, wenn man aufpaßt und die Nachrichten seiner KI-Kollegen liest, die ständig wie ein News-Ticker über den unteren Bildschirmrand flimmern. Auf “Normal” bieten höchstens die Offiziere ernsthafte Gegenwehr, aber mit fünf jederzeit anwählbaren Schwierigkeitsgraden kann man sich das Leben so leicht oder schwer machen wie man mag.
Ich bin auf jeden Fall schwer begeistert und motiviert, die Romanze der drei Königreiche bis zum Abspann mitzunehmen.
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