Die neuen Konsolen stehen in den Startlöchern. Nur noch knapp zwei Wochen, dann werden die Early Adopter die Xbox One und PS4 in den Händen halten. Ich für meinen Teil hab erstmal keine Vorbestellung aufgegeben und werde mich wohl auch nicht in den Elektromärkten drängeln. Es gibt einfach nix im Launch-Fenster, was mich so sehr anmacht, daß ich SOFORT eine Konsole haben muß.
Ich lehne mich eher zurück, schaue mir das Fanboy-Gezicke an und schaue zurück. Ich habe ehrlich gesagt selbst geschluckt, als ich die Zahlen in meiner eigenen Sammlung gesehen habe.
204 Xbox 360-(Retail)Spiele, sechs verheizte Konsolen und über 100.000 Gamerscore. Seit 2006 dabei. Und jede Menge Erinnerungen an Großartiges und Abartiges. Und um diese Gedanken dreht sich mein heutiger Blogpost.
Was hat uns also diese Generation gebracht? Wenn ich mich nur auf die Spiele konzentriere (die Spiele-Industrie bekommt später ihr Fett weg), wird’s mir richtig warm im Bauch.
Burnout Revenge. Gab’s zugegebenermaßen ja auch auf der Xbox und PS2, aber ich hab’s zuerst auf der 360 kennen- und lieben gelernt. Meine erste Konsolen-Online-Partie, meine ersten Online-Freunde (Hallo Kame, hallo Wolly und Dori!). Und dazu noch ein wirklich fetziges Gerase, welches sogar heute noch genau so gut ist wie “damals”.
Fallout 3: In kaum ein anderes Spiel habe ich ähnlich viel Zeit investiert wie dieses. Ich kenne das Capitol Wasteland mittlerweile wie meine Westentasche und es ist wie in Urlaub fahren, wenn es mich da wieder hinzieht. Fallout New Vegas kann da nicht anstinken. Die Story greift nicht ansatzweise so gut und Fallout 3 ist einfach düsterer. Außerdem ist FO3 eins der Spiele, welches Dani und ich üblicherweise zusammen spielen, sie ist sozusagen mein Navigator und ich “fahre”. Einfach schön, wenn man zu zweit die Apokalypse erleben darf.
Grand Theft Auto 4: Einer der klassischen Hype-Kandidaten. Wurde bei Erscheinen in den höchsten Tönen gelobt, hat mich aber nach dem fantastischen San Andreas erschreckend kalt gelassen. Dazu kommt noch eine fürchterliche Fahrphysik und mit Brucie einer der am abartigsten nervenden Charaktere EVER.
Red Dead Redemption: Nochmal Rockstar, aber diesmal in die andere Richtung. RDR hat mich zum Western bekehrt und mir den Spaß an Zombies wiedergegeben. Außerdem ist der Westen in RDR eine der schönsten Alternativwelten, in denen man komplett absaufen kann.
Project Sylpheed: Der beste Space-Combat, den man auf Konsole haben kann. Naja, ist ohne echte Konkurrenz wie Wing Commander auch leicht :-). Aber im Ernst, was hier an Neon verbrannt und Großkampfschiffe pro Mission versenkt werden, gibt es nicht nochmal.
Gears Of War: Alleine ballern ist doof. Aber sobald zwei oder mehr Reflex-Geschädigte zusammen lossägen, ist die Welt wieder in Ordnung.
Dead Space: Und ich dachte immer, Silent Hill wäre die Krönung des Survival Horror. Aber was hab ich mir beim ersten Dead Space in die (Raumanzug)Hosen gemacht. Schade, daß es danach rapide abwärts ging…
Assassin’s Creed II: Altair war schon eine coole Socke, aber so richtig ging es erst mit Ezio ab. Und ich mag nun mal Historienschinken und Verschwörungstheorien, beides Dinge, die AssCreed in rauhen Mengen hatte.
Mass Effect: “Shepard.” Klasse
Hach ja *seufz*. Schöne Momente, und ich bin mir sicher, ich könnte für jedes der Spiele in meinem Schrank eine Anekdote zücken. Aber bevor ich hier alle in den Schlaf sülze, lieber ein wenig Gift und Galle.
Was hat uns diese Generation noch so beschert?
Zuerst mal: Spiele sind “dümmer” geworden. Ständige Tutorial- und Knopf-Erinnerungen, Wegpunkte, unsichtbare Wände, you name it. Und dann das ständige “den Spieler mit ‘ner Karotte motivieren müssen.” XP-Systeme, die für die dämlichsten Aktionen Punkte vergeben, die wiederum Kram freischalten. Und ich dachte damals, Erfolge wären schon eine Zumutung. Aber wenn ich mir heutige Spiele angucke und sie mit Sachen prä-Call-Of-Duty 4 vergleiche, siehts echt finster aus.
Klar, es ist schön, für Geleistetes belohnt zu werden (deshalb mag ich es auch, in Bayonetta neue Kostüme zu kriegen oder… ähm. ach ja, Unlockables sind ja auch tot im Zeitalter des DLC :(), aber wenn ein ganzes Spiel seine Existenz nur um’s XP-Sammeln strickt (siehe Brink), läuft doch irgendwas falsch.
Natürlich gibt’s auch Ausnahmen, aber das “typische” Actionspiel ist ein langer Schlauch, der den Spieler von einer geskripteten Sequenz zur nächsten lotst, damit man bloß nichts verpaßt, was die Entwickler vorhatten. Und das Ganze wird dann mit dem XP-System zusammengeschnürt. Für jedes Red Dead/GTA oder XCOM (Enemy Unknown, nicht THe Bureau!) gibt’s 10 Schlauch-Shooter. Gute Rennspiele muß man mit der Lupe suchen, und selbst Rollenspiele erinnern manchmal mehr an Actionfilme als weitläufige Helden-Spielwiesen (und damit meine ich dich, Mass Effect-Trilogie. 30 Stunden für einen vollständigen Durchgang ist im Angesicht eines Fallout 3 oder Witcher 2 ein blanker HOHN!)
Und wo ich schonmal abgeschwenkt bin, dann kann ich’s ja gleich beim Namen nennen. Downloadable Content. Eigentlich ja eine nette Idee, einem Spiel NACH Release Extra-Inhalte zu verpassen, aber in typisch zynischer Manier hat die Spielebranche das gleich wieder verdreht und schneidet fröhlich Inhalte aus den Spielen, um sie häppchenweise nach Veröffentlichung nachzuschieben. Und wenn wir - wie bei Max Payne 3, Forza Horizon, AssCreed IV oder Battlefield 4 - schon Monate vor der Veröffentlichung meterlange Listen an DLC vorgelegt bekommen, die noch kommen, fragt man sich echt wofür man eigentlich seine 60€ ausgibt. Und sich dann für teuer Geld den Saisonpass kaufen und im schlimmsten Fall nur Käse geliefert zu kriegen macht das ganze Konzept nicht leckerer.
Das Geldmachen im Allgemeinen hat mittlerweile übelkeitserregende Levels erreicht. Jaha, 20.000 XP auf der Abzock-Skala. Online-Pässe in Singleplayer-Spielen (Hallo, Arkham City!). Da kann man froh sein, daß diese Dinger gerade den Weg des Dodo gehen und sowohl von EA als auch Ubisoft abgesägt werden. Manchmal bringt Fan-Gemäkel (oder schlechte Presse?) wohl doch was.
Und natürlich die allgegenwärtigen HD-Remakes. Mal davon abgesehen, daß die meist eher lieblos hingerotzte Affären sind, beweisen sie doch auf’s Deutlichste, daß den Kreativen entweder die Ideen ausgehen oder die Publisher den Hals nicht voll genug kriegen. Für jedes Resident Evil Revelations (cool!) gibt’s lieblos hingerotzten und überteuerten Käse wie Resident Evil 4 HD oder die Silent Hill-HD-Katastrophe. Und mit Soul Calibur 2 HD steht auch schon der nächste Kandidat in den Startlöchern. Und selbst ich muß mich echt fragen, ob ich sie noch alle habe, denn ich liebäugele mit dem Gedanken, mir das zuzulegen. Aber 20 Tacken für ein Spiel auszugeben, welches ich eh schon dreimal im Schrank stehen habe? (Ja, ich hab die Xbox-, PS2 UND Cube-Version. Es ist SO gut, und ich konnte den Konsolen-Exclusivcharakteren nicht wiederstehen…).
Naja, mit Diablo III und einem Backlog von mehr als 30 Titeln hab ich es auf jeden Fall nicht eilig, Sony oder Microsoft meine Kohle in den Rachen zu werfen. Nach den ganzen Verschiebungen gibt’s ja nicht wirklich viel, was man kaufen kann. Auf der Xbox One wären das Forza… und Forza… und… hm, vielleicht Need For Speed. CoD und Battlefield jucken mich nicht. Dead Rising, Forza und AssCreed 4 sind wegen akutem DLC-Overkill eh auf der Warteliste. Aber auf der PS4 isses auch nicht besser. DriveClub kommt später, Killzone ist auch nur Dauerfeuer, bliebe nur NFS. Ach nö. Solange jetzt nicht gerade am 31.12. ein Drache auf dem Fujiama erwacht und das Ende der fünften Welt einläutet, habe ich mehr als genug Zeit, mich für eins der Übel zu entscheiden.