Okay, ich bin kein Experte für Popmusik, aber ich wage zu behaupten, daß ich ein Öhrchen für gute Musik im Allgemeinen habe. Ohne jetzt zu sehr in’s eigene Horn blasen zu wollen, muß ich doch sagen, daß ich den Ausgang des heutigen Eurovision Song Contests zumindest für den deutschen Beitrag vorausgeahnt habe.

Aber mal auf Anfang. Nachdem letztes Jahr eine Dance-Nummer (nämlich “Euphoria” von Loreen) das Rennen gemacht hat, kamen dann plötzlich Cascada mit einem Song um die Ecke, der “Euphoria” zum Verwechseln ähnlich klang. Kurzfristig dachten das auch die ESC-Verantwortlichen, es gab ein bißchen Rauschen im Blätterwald, und man einigte sich darauf, daß die Ähnlichkeiten wohl doch nicht so groß seien. Aber mal ehrlich: Jeder mit zwei halbwegs gesunden Ohren hat das gezielte “Oh, das hat letztes Jahr geklappt, versuchen wir’s doch auch mal” meilenweit gegen den Wind gehört. Nun, der Fairness halber muß man anmerken, daß die Anzahl an elektronischen und Dance-Nummern dieses Jahr etwas höher war als sonst, aber neben Cascada, dem Norwegen-Beitrag, der fürchterlichen Irland-Kiste und dem goldenen Catsuit-Tänzerinnen aus Rumänien gab’s auch genug ESC-Stangenware. Und was hat dann im Endeffekt das Rennen gemacht? Ein leidlich belangloser Popsong mit einer süßen, unschuldigen Schnitte, die stimmlich irgendwo zwischen Shakira und Aura Dione (urgh) georgelt hat. Und Cascada, mit ihrem Clone-Euphoria? Platz 21.

Ich wünsche ja niemandem, sich so auf die Nase zu legen, aber das es so kommen würde, war irgendwie klar. Hat man aus dem No-Angels-Debakel 2008 nix gelernt? Wen interessiert denn bitte eine Plastik-Truppe, die außer ein paar auf Dance getrimmten Coverversionen nix vorzuweisen hat? Und selbst deren ESC-Beitrag war ja nix anderes als ein dezent umgestrickter Coversong des Siegertitels des Vorjahres. Wer hinhört, bemerkt sogar das langgezogene “Gee-loooor-i-ous” im Refrain. Eu-pho-ri-a? Hä?

Nee, das war nix. Und ich frage ich immer noch, wer beim Vorentscheid auf seinen Ohren gesessen hat. Wären statt Cascada z.B. LaBrassBanda mit ihrem bayrischen Ska gefahren, hätten sie sich mit Griechenland ein heißes Duell liefern können.

Aber naja, was weiß ich schon von Popmusik? Ich geh lieber wieder Heaven Shall Burn hören. So.