Hossa, seit fast zwei Monaten nix mehr gebloggt. Ehrlich gesagt gibt’s auch nicht wirklich viel Umwerfendes zu verkünden. Die Spielebranche rast auf den Abgrund zu (immer mehr “Free2Play”, immer mehr Daueronline, und vor der nächsten Konsolengeneration gruselts mich jetzt schon) und das nächste Call-Of-Duty-Geseier steht auch schon in den Startlöchern. Wer’s braucht.
Chrissi hatte kürzlich Geburtstag, und hat endlich was Neues zum Spielen bekommen. Einen hübschen, handlichen und sehr schicken Nintendo 3DS. Ich war ziemlich hin- und hergerissen, ob ich mir nicht doch lieber eine PS Vita schenken lassen sollte, aber mal ganz ehrlich: Wieviele Must-Have-Titel gibt’s für das Ding? Und meine neue PSP mit TV-Out funktioniert nach wie vor super. Außerdem hat der 3DS etwas, womit die Vita nicht auftrumpfen kann - ein neues Resident Evil nämlich. Aber dazu später mehr. Erstmal ein paar Takte zum 3DS selbst.
Ich kann das Geläster nicht verstehen, welches man in diversen Online-Foren zu lesen bekommt. Von “Riesenklotz” und “Mini-Netbook” wird da geschwafelt. Absoluter Bullshit, meine lieben Mit-Nerds. Der 3DS XL ist von der Fläche her exakt deckungsgleich mit dem DS XL, nur ist Nintendos Neuester einen Hauch dünner und dank seiner abgerundeten Unterseite liegt er prima in meinen Baggerschaufeln.
Wie zu erwarten war, funktioniert das Haupt-Gimmick, der 3D-Modus, bei meinen beschädigten Augen nicht. Wenn ich den 3D-Schalter auf Maximum stelle, sehe ich nur eine verschwommene Pixelsuppe auf dem oberen Bildschirm. Ausgeschaltet finde ich die Optik, die der 3DS auf den Screen zaubert, richtig gut. Sowohl das 3DS-Resi als auch Dead Or Alive Dimensions sehen schön knackig aus, laufen butterweich und das angeblich so penetrante Verpixeln dank der größeren Bildschirme nehme ich zumindest nicht wahr. Klar, eine Super-Grafikmaschine wie die Vita ist der 3DS nicht, aber das stört mich bei den Spielen, die ich mir auf die Wunschliste gesetzt habe, auch nicht wirklich. Wenn ich die Grafikbombe möchte, dann kurbel ich eben eine der großen Konsolen an, basta.
Ein nettes Gimmick (und mehr isses leider nicht) sind übrigens die Augmented-Reality-Spielchen, die der 3DS ab Werk an Bord hat.
“Augmented was?” höre ich da einige verwirrte Stimmen aus dem Publikum? Wortwörtlich übersetzt heißt “Augmented Reality” ja soviel wie “Verstärkte Realität”. Im EDV-Kontext bedeutet das, Computergrafik in die “echte” Welt zu projizieren. Die Kameras des 3DS bringen die Umgebung (z.B. den Wohnzimmertisch) auf den 3DS-Bildschirm, und mit ein paar Spielkarten, die Nintendo dankenswerterweise mitliefert, kann man dann einen 3D-Mario in sein Wohnzimmer stellen. Mal sehen, was für Ideen noch in dieser Richtung kommen. Wie gesagt, mehr als eine nette Tech-Demo isses nicht, aber der Effekt ist wirklich verblüffend. Wenn ich dran denke, poste ich morgen mal ein paar Fotos.
Zu den Spielen:
Resident Evil Revelations: Chris Redfield und seine Partnerin Jessica sind spurlos verschwunden und die Spur führt auf ein altes Luxus-Kreuzfahrtschiff. Jill Valentine macht sich auf die Socken, um ihren alten Kumpel wiederzufinden. Und natürlich dauert es weniger als fünf Minuten, bis die nächsten Viren-Opfer röchelnd nach unserem Fleisch lechzen. Soweit, so bekannt. Von der Story darf man kein Bestseller-Material erwarten, aber für ein Resi-Spin-Off funktioniert die Geschichte ausgezeichnet. Das Ozean-Setting ist erstaunlich frisch und bietet einige wirklich haarsträubende Gegner und es gibt sogar zwei richtig großartige Plot-Twists, mit denen man nicht wirklich gerechnet hätte. Für Resi-Dauerfans sei noch gesagt, daß die Story zeitlich noch VOR Resident Evil 5 angesiedelt ist.
Damit wären wir auch schon bei der Gretchenfrage: Wie spielt es sich denn? Eigentlich genau wie Resident Evil 5. Der Fokus liegt ganz klar auf dem Geballer, Rätsel und Sammel-Einlagen glänzen durch Abwesenheit. Aber, und das ist ein großes Aber: Diesmal schaffen es Capcom, den Spieler richtig bei den Eiern zu packen und durch die Geschichte zu ziehen. Cleveres Pacing, gut gesetzte Szenenwechsel und erstaunlich elegant platzierte Schwimmeinlagen sorgen dafür, daß das Spiel eben nicht zu einem einzigen langen Schlauchlevel voller Geballer verkommt. Es gibt genug Momente, in denen man tatsächlich von der klautstrophobischen Atmosphäre des Schiffes in den Bann gezogen wird, und wenn das Tempo dann mal anzieht, geht’s so richtig zur Sache. Außerdem klappt die Balance zwischen Dauerfeuer und Muniknappheit erstaunlich gut.
Es gibt drei Steuerungsvarianten (vier, wenn man das zweite Circle Pad besitzt, was ich (noch) nicht tue) und ich finde die Standardeinstellung (man denke an Resident Evil 1 oder 2) in Verbindung mit dem Gyroskop als Zielsystem erstaunlich intuitiv. Man muß den 3DS einfach nur leicht in die Richtung des Ziels kippen und abdrücken. Fast schon so präzise wie eine Maus.
Die größte Überraschung in diesem an “Aha”-Momenten nicht gerade armen Spiel jedoch ist der sogenannte Raid-Modus. Resident Evil als Diablo-Klon. Kann nicht sein? Oh doch. Man nehme Szenarien aus dem Story-Modus, stopfe sie mit Feinden voll, die beim Ableben Munition und Waffen fallen lassen, die sich in ihren Eigenschaften abhängig vom Level des Spielers unterscheiden, kopple das ganze mit einem Punktesystem, mit dem man sich Upgrades kaufen kann, und schwupps, hat man eine wirklich coole Dreingabe, die allein schon den Erwerb des Spiels wert ist. Als Bonus obendrauf kann man sogar mit Leuten aus dem Internet zusammen gegen die Bio-organischen Waffen antreten. Wirklich coole Idee, und souverän umgesetzt. Macht mir mehr Spaß als Diablo III
Langzeitwirkung: Die Story hab ich auf dem mittleren der drei Schwierigkeitsgrade ziemlich souverän in 13 Stunden bezwungen. Das war dann auch im Großen und Ganzen sehr angenehm zu spielen. Man mußte zwar schon auf die Munition achten, aber das Spiel wurde selten gemein oder unfair. Auf “Hell”, dem dritten Schwierigkeitsgrade, sieht’s gleich ganz anders aus. Die Monster halten viel mehr aus, es gibt nur noch etwa halb soviel Muni wie auf “Normal”, und auch die Monstertypen sind anders. Es lohnt sich also, auch die anderen Schwierigkeitsgrade anzugehen, zumal man die gefundenen Gegenstände für ein New-Game+ behalten darf. Und dank Raid-Mode ist für wochenlange Unterhaltung gesorgt.
Dead Or Alive Dimensions: Ja verdammt, ist denn heute schon Weihnachten?
Der gesamte Cast aus allen vier DoA-Spielen versammelt sich zu einer historischen Rückschau auf die letzten 15 Jahre. Im “Chronicle”-Modus wird die gesamte Story aller vier DoA-Spiele erzählt, und der alleine dauert schon lockere zehn Stunden. Wer das letzte Mortal Kombat gespielt hat, weiß, wie’s läuft. Man hüpft fröhlich von einem Charakter zum nächsten, kloppt sich durch die Gegner und bekommt nebenbei noch die Grundprinzipien des DoA-Kampfsystems beigebracht, damit man sich dann nachher im Arcade- oder Survival-Modus keine blutige Nase holt.
Ich dachte bisher ja, Tekken 5 für die PSP wäre sowas wie der heilige Gral des portablen Prügelspielens, aber DoA Dimensions hat mich da eines Besseren belehrt. Das Kampfsystem entspricht 1:1 dem der großen Konsolen, inklusive der irrsinnig langen Move-Listen. Das Timing ist ebenfalls exakt identisch - ich hab zum Spaß nach ein paar Stunden DoA Dimensions das Xbox-360-DoA eingeworfen und bin eigentlich prima klargekommen. Und die Optik ist erstaunlich nah dran an der Hochglanz-HD-Optik eines DoA 4. Klar, die Figuren müssen mit ein paar Polygonen weniger auskommen, was sich gerade bei diversen Rundungen bemerkbar macht (und damt meine ich jetzt nicht zwingend Kasumis Brüste!), aber durch geschickte Texturierung und der superflüssigen Grafik kommt das Gefühl auf, eine Mini-Xbox in der Hand zu halten
In Sachen Umfang zeigt Team Ninja der Konkurrenz auf jeden Fall, wo der Hammer hängt. Im Vergleich zu DoA Dimensions sieht das PSP-Soul-Calibur wie eine abgespeckte Demo aus. Neben dem Chronicle-Modus gibt’s den klassischen Arcade-Modus, dann Survival in fünf Stufen (10, 20, 30, 50 und 100 Gegner), Tag-Battles, einen brauchbaren Online-Modus und dank reichlich freischaltbaren Kostümen und Sammelfiguren auch genug Anreiz zum Immer-Wieder-Spielen.
Prügeln on the go kann sooooo schön sein. Und nein, damit ist nicht Kasumi’s Schulmädchen-Kluft gemeint. Damn it.