Zerstörung in kleinen Happen - und ein rasender Igel
- February 6th, 2011
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Einer der am wenigsten beachteten Bereiche auf dem Xbox-Live-Marketplace ist die Abteilung für die Indie Games. Eigentlich eine blöde Idee - gib den Leuten ein frei verfügbares Toolkit, um eigene Spiele zu programmieren und eine Plattform, um damit Geld zu verdienen. Allerdings gibt’s - neben jeder Menge Unsinn wie Rumble-Motor-Testern - auch einige echte Perlen zu finden. Weiterhin positiv zu erwähnen ist die Tatsache, daß viele der richtig guten Spiele grade mal 80 MSP kosten und es für jedes einzelne eine Demo-Version gibt.
Für mich als Fan von Shoot’em-ups (oder SHMUPs) gibt’s da gleich eine lange Liste.
Zum einen hätten wir da BEAT HAZARD, welches die aus Geometry Wars bekannte Twin-Stick-Steuerung mit einem irrwitzigen Neon-Gewitter verbindet. Aber der größte Smasher ist die Tatsache, daß Beat Hazard die Levels und die Visuals dynamisch generiert, und zwar auf Basis der Musik, die man auf der Xbox geparkt hat. Nix für Leute, die empfindlich auf Strobos und Neon reagieren, aber ein echter Superflash für SHMUP-Fans.
Und wo wir gleich bei Extrem-Neon sind, empfehle ich SCORE RUSH. Ebenfalls ein Twin-Stick-Shooter mit massivem Neon-Anteil, allerdings ist das hier erforderte Skillset ein etwas anderes. Score Rush ist eine klassische Bullet-Hell, d.h. der Spieler wird von riesigen Wogen gegnerischer Geschosse eingedeckt und muß sich durch geschicktes Ausweichen und Zurückfeuern am Leben halten. Praktisch ist, daß die “Trefferzone” des eigenen Schiffes nur 4×4 kleine Pixel groß ist und man so reichlich Platz hat - andererseits stirbt man bei den Unmengen an Kugeln trotzdem recht zügig. Sehr, sehr hardcore, aber echt launig.
Dank kametyken bin ich Ende letzten Jahres auf die radiangames-Serie aufmerksam geworden. Allen Spielen gemein ist ein sehr sauberer, klarer “glühender” Look, ein fantastischer Soundtrack und die Reduktion auf ein klares Spielziel.
Crossfire & Crossfire 2 erinnern grob an Space Invaders, aber durch die Möglichkeit, jederzeit vom unteren an den oberen Bildschirmrand zu warpen, erhält das Geballer eine interessante taktische Note.
JoyJoy und Ballistic sind zwei Twin-Stick-Shooter, die allerdings an gegenüberliegenden Enden der Schwierigkeits-Skala angesiedelt sind. JoyJoy ist sehr einsteigerfreundlich (wird allerdings gegen Ende hin ziemlich happig), wohingegen Ballistic sehr manic, stressig und hardcore rüberkommt.
Fireball erinnert etwas an den Pazifismus-Modus von Geometry Wars 2. Der Spieler besitzt keine eigenen Waffen, sondern kann die Gegner nur durch das Detonieren von auf dem Spielfeld liegenden Bomben erledigen. Erwischt man genug Gegner, gibt’s eine Smartbomb, die einen erheblich höheren Radius besitzt und auch normale Bomben auslöst. Macht mir mittlerweile fast mehr Spaß als GeoWars.
Inferno kombiniert Twin-Stick-Mechaniken, ein Upgrade-System und “richtiges” Leveldesign zu einer Art abstraktem Top-Down-Shooter, ähnlich wie das Original-”Alien Breed” auf dem Amiga, halt nur in neon und mit abstrakten Formen.
Tja, und dann wäre da noch “Fluid”, eine Art 2D-Racer. Allerdings ist das das einzige radiangame, mit dem ich nicht wirklich zurandekomme, wahrscheinlich, weil’s da nix zu ballern gibt
Meine ganz speziellen Freunde von Binary Zoo haben auch ein Exponat auf dem Indie-Games-Channel geparkt, nämlich Echoes+. Ich hab die PC-Version von Echoes schon bis zum Gehtnichtmehr gedaddelt, aber mit dem 360-Pad gehts natürlich richtig ab. Im Großen und Ganzen reden wir bei Echos von einem Asteroid-Klon auf Steroiden. Viel Neon, hohes Tempo, Extrawaffen und einige wirklich fiese Spezial-Gegner zeichnen dieses Spiel aus. Fängt ganz harmlos und unschuldig an, wird aber recht zügig wirklich heftig schwer. Trotzdem toll.
Und wenn nach dem ganzen Neon die Augen bluten und man seinen Puls wieder runterdrücken möchte, könnte man doch ein wirklich klassisches Rollenspiel zocken, oder? Klar könnte man das. Man nehme z. B. EPIC DUNGEON von Eyehook Games. Die Spielmechaniken sind ganz, ganz oldschool, quasi bei Rogue abgeguckt. Zufallsgenerierte Levels, jede Menge Monster, Permadeath. Im Gegensatz zum Ur-Rogue gibt’s hier allerdings charmante 8-bit-Grafiktiles. Das Spiel käme noch authentischer, wenn es anstelle des irgendwie dudeligen Midi-Georgels richtige Chiptunes bringen würde, aber ich hab üblicherweise meine Custom-Playlist an und höre da vom Sound eh nix. Die vier Heldenklassen (Tinkerer, Berserker, Schamane und Gambler) haben je einen speziellen Heldenskill, aber da man problemlos beim Level-Up auch die Skills der anderen Helden mitnehmen kann, bietet das Spiel trotz seiner Einfachheit eine gewisse Tiefe. Ganz zu schweigen davon, daß die typische Epic-Dungeon-Partie vielleicht fünfzehn bis zwanzig Minuten dauert. Für den kurzen RPG-Flash zwischendurch ist das auf jeden Fall eine der lohnenderen Anschaffungen.
Soviel erstmal zu den Indie-Games, die derzeit bei mir regelmäßig Spielzeit abbekommen. Beim letzten Abstecher in die Stadt ist bei mir mal wieder ein interessantes Spielchen hängengeblieben, und zwar: Sonic & Sega All-Stars-Racing, der Mario-Kart-Konkurrent von Sega.
Tja, die Herrschaften in Blau konnten sich wohl nicht so ganz einigen, ob sie jetzt einen totalen “Best-Of”-Racer bringen oder sich doch so ganz auf Sonic & Co. einschießen sollen. Ich persönlich wäre auch problemlos nur mit Sonic, Tails und Dr. Robotnik zufrieden gewesen, wenn die anderen Figuren aus dem doch recht reichhaltigen Sega-Katalog noch einen Gastauftritt hätten. Die Helden aus Golden Axe z.B. hätten sich sicher auch cool in einem Streitwagen gemacht. Aber nein, stattdessen müssen wir uns mit Amy Rose herumärgern. Und wer bitte ist “Big the Cat”? (Kam im ersten “Sonic Adventure” vor und war das Vehikel für ein leidlich langweiliges Angel-Minigame!)
Aber Gemäkel über fehlende Helden und Schurken beiseite geschoben. All-Stars-Racing ist ein sehr spaßiger Vertreter der Kart-Raser-Zunft. Die Drift-Mechanik ist sehr lässig zu meistern, es gibt wirklich reichlich Charaktere und Strecken, und das Sammeln von Sega-Meilen, mit denen man besagte Raser & Strecken freischaltet, motiviert ungemein. Für einen Kart-Raser außerdem ungewöhnlich ist die Tatsache, daß es mit dem “Mission Mode” sogar einen waschechten Einzelspieler-Modus gibt.
Die Strecken sind allesamt sehr bunt und erinnern von der Streckenführung nebst Jumps und Loopings oftmals an das gute, alte WipeOut, das Fahrgefühl hat was von Ridge Racer mit seinen ellenlangen Drifts, nur die Auswahl und Häufigkeit der Waffen läßt ein wenig zu wünschen übrig, wenn man das konstante Geballer eines BLUR gewohnt ist. Leider hat kaum jemand aus meiner Freundesliste dieses neckische Stück Software, so daß ich den Multiplayer noch nicht wirklich probefahren konnte.
Wer Fun-Racer im Allgemeinen und im Speziellen das Sega-Portfolio mag, findet hier auf jeden Fall ein schönes, familienfreundliches Spiel, mit dem man auch mal die Kleinen für eine halbe Stunde alleine rumbolzen lassen kann.
Note to self: Unbedingt endlich Jet Set Radio zulegen!