Ich hab’s mir in den letzten Jahren immer mal vorgenommen, eine Jahres-Bilanz zu erstellen, bin dann meist aber entweder zu beschäftigt oder zu faul, um das dann in Angriff zu nehmen. Jetzt hab ich Zeit und Lust, deswegen ohne großes Vorspiel: Meine Spiele-Tops und Flops 2010:
Spiel 2010: Recettear - An Item Shop’s Tale (PC)
Auch wenn 2010 unglaublich viele (auch gute) Spiele rausgekommen sind, mit keinem von den ganzen AAA-Titeln hatte ich mehr Spaß oder vor allem länger Spaß als mit dem dezent verrückten Stilmix aus RPG und WiSim.
Racer 2010: Blur
Um diesen Platz gab es nicht ganz so großes Gerangel, immerhin war die Ausbeute an brauchbaren Rennspielen 2010 nicht so groß. Im Rennen lagen neben Blur noch das aktuelle NFS und Split/Second, aber in Sachen Spaßfaktor kommt dieses Jahr kein anderer Racer an Blur ran. NFS Hot Pursuit kommt dem, was die Serie mal war, verdammt nahe, hat aber eine beschissene KI und für meinen Geschmack viel zu viele Zeitrennen, und Split/Second hat zwar eine grandiose Idee, diese nicht konsequent genug umgesetzt und vor allem in Sachen Umfang und Fahrverhalten ganz klar Defizite.
Actiongranate 2010: Bayonetta & Vanquish (beide 360)
Sorry, Halo-Fanboys, aber die Spartans können mich mal. Wenn ich effektgeladene Actionorgien haben will, bedient mich derzeit keiner besser als Onkel Mikami. Im Gegensatz zum Gros der aktuellen Shooter oder Actionspiele packen mich die Platinum-Games-Veröffentlichungen im Gnick und ehe ich mich versehe, hab ich das Spiel nicht ein-, sondern gleich drei- oder viermal durchgezockt und habe immer noch nicht genug.
Rollenspiel 2010: Dragon Quest IX - Hüter des Himmels (DS)
Vergeßt Final Fantasy XIII und seinen Tunnelblick. Vergeßt Mass Effect 2 und seine Geldmacherei. Vergeßt all den ganzen anderen Quark (ArcaniA - Gothic 4? HAHAHAHA!). Das epische Rollenspiel 2010 findet tatsächlich auf dem DS statt, ist gleichzeitig modern und traditionell und ist vor allem nicht nach 20 Stunden zuende.
Koop 2010: Lara Croft and the Guardian Of Light
Ich war selbst zu PSOne-Zeiten nie der große Tomb-Raider-Fan und habe nicht verstanden, was alle Welt an Lara (mit oder ohne Klamotten) so dolle fand. Aber die Wandlung vom 3D-Grabräuber zu einer 2D-Puzzle- und Ballerorgie hat der englischen Archäologin sichtlich gut getan. Im Single-Player war das Spiel schon richtig gut, aber grade zu zweit fliegt die Kuh. Die Schießereien machen fast soviel Laune wie damals die ganzen Koop-Geballer auf dem Amiga, und einige der Puzzles sind einfach arschgeil und clever. Kametyken und ich haben über die letzten zwei Tage regelmäßig mit Lara gespielt und es war definitiv das Koop-Highlight 2010.
Download-Spiele 2010: Pinball FX 2, Castlevania HoD, Monday Night Combat und Pac Man Championship DX.
Pinball FX 2, weil Flippern zeitlos cool ist und FX 2 die Community-Features aus dem Game Room nimmt und was sinnvolles damit anstellt.
Castlevania Harmony Of Despair ist von den zwei 2010 erschienenen Castlevanias das Bessere, obwohl es sich dabei eigentlich nur um ein “Best Of” der Handheld-’vanias handelt, die mit ein wenig Multiplayer aufgebohrt wurden. Macht mir persönlich mehr Spaß als das uninspiriert geklaute Lords Of Shadows.
Monday Night Combat, weil hier Tower Defense auf Team Fortress und Smash TV trifft. Spielt sich prima, hat einen tollen Humor und sieht auch noch unverschämt gut aus.
Pac Man CE DX, weil Namco hier tatsächlich mal aus einem alten Hut eine richtig coole Sau gemacht haben.
Enttäuschungen 2010: Castlevania LoS, Final Fantasy XIII, Mass Effect 2, Elemental
Castlevania LoS ist alles (God Of War, Prince Of Persia, Shadow Of The Colossus), aber KEIN Castlevania. Da reißt selbst die tolle Optik und der grandiose Sound nix mehr.
Final Fantasy XIII ist so sehr auf Mainstream gestreamlined, daß es ein einziger riesiger (schick anzusehender) Schlauchlevel ist. Und kurz vor Schluß nochmal ein paar Handvoll Monster-Kill-Quests einzubauen, reißt den Karren auch nicht aus dem Dreck, denn was habe ich die letzten 15 Stunden vorher gemacht? Richtig… Monster gekillt.
Mass Effect 2 ist beileibe kein schlechtes Spiel, aber ich finde es eine Schweinerei, wie EA knapp ein Drittel des Spiels - und vor allem eine inhaltlich sehr wichtige Storyline - nachträglich veröffentlicht und allen Ernstes erwartet, daß man das auch noch kauft. Ich seh’s schon kommen - für Mass Effect 3 kriegen wir grade mal das Intro und das Hauptmenü auf der DVD, den Rest dürfen wir uns brav peu á peu dazukaufen.
Elemental hätte eigentlich mein Spiel des Jahren werden sollen, zusammen mit Civ V. Aber leider ist aus der Wiedergeburt von Master Of Magic nix geworden. Stattdessen wurde eine bugversuchte, instabile Frühgeburt auf die hoffende Fangemeinde losgelassen. Gut, in den vier Monaten seit Release haben sich Stardock den Arsch aufgerissen, um aus ihrem Beinahe-Desaster ein ordentliches Spiel zu machen, aber ist dafür nicht die Beta-Phase gut?
Positive Überraschungen 2010: Splinter Cell Conviction, Pokémon HeartGold, Transformers: War For Cybertron
Splinter Cell Conviction: So brachial uns spaßig war Schleich-Action noch nie.
Pokémon HeartGold: Dani rollt genervt mit den Augen, wenn ich derzeit meinen DS aufklappe, denn seit zwei Wochen liegt nun schon diese Cartridge drin. Sieht man mal an der betont kindgerechten Sprache und Aufmachung vorbei, findet sich hier ein erschreckend süchtigmachendes Spiel mit mehr Tiefgang, als man es sich selbst eingestehen will.
Transformers: War For Cybertron: Für mich als Mech-Freak gehören die Transformers seit meiner Kindheit zu meinem Leben und ich hab mich immer gefragt, warum es kein gescheites Spiel um Optimus, Megatron und Co. gibt. War For Cybertron ist im Kern eigentlich “nur” ein gutklassiger Shooter, aber grade in der Atmosphäre, dem Storytelling und dem Art Design kommt das Spiel den Transformers meiner Jugend viel näher als die leblosen Hochglanz-Effektorgien eines Michael Bay. Das das Spiel ordentlich fetzt und eine leckere Koop-Kampagne hat, schadet natürlich auch nicht.
Hoffnungen für 2011: EA und ActiBlizzard hören auf, Spiele künstlich zu beschneiden und die gekappten Sachen post-release für zu teuer zu veröffentlichen. Daß sich gute Spiele nämlich quasi von selbst verkaufen, beweist grade Markus Persson mit Minecraft.