Space, the final frontier…
Hm, das erinnert mich doch glatt daran, mir die neue Iron-Maiden-CD zuzulegen. Aber das ist jetzt nicht Thema. Vielmehr geht es um zwei Sci-Fi-Spiele, die mich derzeit ziemlich auslasten.
Zuerst hätten wir da Metroid - Other M, der erste Streich in Nintendos Versuch, die Core-Gamer wieder vor die Wii zu zerren. Gut, ich habe bis jetzt keine Probleme, Spiele auf der Wii zu finden, die meinen Geschmack treffen, aber es soll ja Leute geben, die bei Wii gleich an Fitness-Gedöns und Fuchtel-Gameplay denken. Diesen Leuten will Nintendo mit seinen bekannten und beliebten Franchises was zun Knabbern geben, nach Super Mario Galaxy 2 und Metroid kommt ja dieses Jahr noch Kirby’s Epic Yarn in Zwirn-Optik und Donkey Kong Returns auf den Markt, womit es endlich mal wieder ein paar spannendere Sachen als “My Fitness Dog and I” oder “You Sing - Funeral Doom” gibt
Aber gut, genug gesabbelt. Metroid: Other M also. Ich bin ja ein großer Fan von Metroid Prime, und im Direktvergleich zu Prime macht Other M eine ganze Menge Dinge anders. Natürlich gibt es tonnenweise Power-Ups zum Einsammeln, die wieder neue Wege freischalten, es wird schön neonfarbig geballert und viel zum Absuchen gibt’s ebenfalls. Soweit, so bekannt. Anders ist - neben der Tatsache, daß Other M nur noch selten die Ego-Perspektive nutzt - daß es eine sehr stringent durcherzählte Geschichte gibt. Im Gegensatz zu Prime, in dem ein Großteil der Faszination aus der Tatsache erwuchs, daß man nie so genau wußte, wo es als nächstes hingeht, hält das Spiel einen brav an der Hand, inklusive ausgeleuchteter Minimap. Und es gibt Dialog und Cutscenes OHNE ENDE. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich diesen “cineastischen Ansatz”, wie Team Ninja das mal vollmundig genannt hat, mag oder nicht - ich weiß nur, daß mir Samus’ Sprecherin schon in der ersten halben Stunde mächtig auf die Nüsse gegangen ist. Ich muß jetzt nicht eine super-taffe, agressiv klingende Raucherstimme haben, aber die betont ruhige, sanft säuselnde Sprecherin will so gar nicht zur todesmutigen Kopfgeldjägerin passen, die im Alleingang ganze Planeten feindfrei macht. Und das unglaubliche Anhimmeln eines NPCs nimmt auch schon beängstigende Züge an - und das sagt jemand, der mit Wonne Sakura Wars spielt
Gottlob sind die Beschwerden meinerseits nur aufs Drumherum gerichtet - im Kern macht Other M unheimlich Spaß. Man merkt dem Spiel an, daß hier die gleichen Köpfe hintergesteckt haben, die auch für Ninja Gaiden zuständig waren. Samus ist unglaublich flink und agil, selbst ohne ihre Upgrades sehr gut zu Fuß. Dazu gibt es einige sinnige Neuerungen wie Walljumps oder ein Ausweich-Feature, daß gut abgepasste Ausweichmanöver mit voll aufgeladenen Beam-Schüssen belohnt. Außerdem kann man jederzeit die Munition für den Raketenwerfer nachladen, indem man die Wiimote senkrecht hält und “A” drückt. A propos Wiimote: Die wird hier wirklich clever eingesetzt. Üblicherweise hält man die Remote seitwärts, wie ein NES-Pad. Mit drei Tasten kommt man prima aus und auch die Steuerung per D-Pad geht gut von der Hand. Dreht man die Remote nun zum Schirm, schaltet das Spiel in die Ego-Ansicht, wie man sie auch aus Metroid Prime kennt. IN dieser Ansicht kann man dann Raketen abfeuern oder gezielt auf die Schwachpunkte von Gegnern ballern, was in so ziemlich allen Bossfights, die ich bisher spielen durfte, generös durchexerziert wurde. Cool: Das darf man zu jeder Zeit machen, es gibt keine Spots im Spiel, an denen das NICHT möglich ist. Nachteil: Man kann sich nicht bewegen, nur die Ansicht um 360 Grad drehen.
Und man darf sich auch mal auf die Suche nach dem verlorenen Pixel begeben. Gab es in Metroid Prime noch das von einigen verhasste Scan-Visor, muß man hier gelegentlich bestimmte Objekte finden und aufschalten, damit es im Spiel weitergeht. Nervig dabei: Man weiß nie genau, was das Spiel jetzt von einem will, es gibt KEINERLEI Indikator dafür, ob man jetzt ein bestimmtes Blatt, einen Kratzer im Metall oder ein paar im Hintergrund herumwuselnde Käfer anvisieren soll. Sehr, sehr nervig. Bei Prime waren Scan-Hotspots noch markiert, merkwürdig, warum das bei einem Spiel, das so offensichtlich auf Metroid-Neukäufer ausgelegt ist, NICHT implementiert wurde. Ja, auch wenn Other M für die Core-Gamer gedacht ist, ist es doch um längen zugänglicher als die recht spröden Prime-Teile. Und die Neukunden dann innerhalb der ersten Stunde sogar gleich ZWEIMAL gegen eine Pixel-Hunt-Mauer rennen zu lassen, ist sehr merkwürdig.
Naja, wenn mir Samus’ Gelaber zu sehr auf die Eier geht, setze ich mich an den PC und starte Evochron Mercenary, das neueste Juwel aus der Star-Wraith-Spieleschmiede. Star Wraith ist ein verrückter Programmierer, der im Alleingang seit ein paar Jahren in schöner Regelmäßigkeit Space-Sims auf eine kleine Liebhaberschar losläßt. Für die Uneingeweihten: Damit sind Spiele wie Elite, Wing Commander, Freespace, Privateer oder auch das launige Freelancer gemeint. Spiele also, in denen man in verschiedenen Mischungsverhältnissen Erkundung, Geballer und Handel im Weltraum hat. Die Star-Wraith-Spiele sind in sofern besonders, daß sie dem Spieler maximale Freiheit geben. Es gibt zwar eine (optionale) Story, aber man kann auch wunderbar Hunderte von Stunden in das Spiel stecken, ohne auch nur eine einzige Storymission geflogen zu sein.
Bisher hatte ich so meine Schwierigkeiten, in die Star-Wraith-Spiele einzutauchen. Das komplett auf newtonischer Physik basierende Flugmodell war mir zu hardcore, und der Gedanke, komplett im All alleingelassen zu werden, hat mich bis vor kurzem auch abgeschreckt. Nach meiner Stippvisite bei Eve Online allerdings bin ich erneut auf Star Wraith’s Spiele aufmerksam geworden und hab mir aus Jux und Dollerei die Demo zu Evochron Mercenaries (EM)zugelegt. Das Tutorial war zwar sehr viel Info auf einmal, aber da man am Anfang wirklich hemmungslos rumprobieren kann, ist die Lernkurve ziemlich überschaubar. Und auch die Anforderungen an Rookie-Piloten sind angenehm unaufgeregt. Kann es sein, daß man in der ersten Mission von Freelancer vor lauter Feindgeballer komplett die Übersicht verliert, läßt es EM schön langsam angehen und schickt einen erstmal auf Such-und-Finde- bzw. Such-und-Fotografiere-Missionen oder läßt einen im All schwebende Solarzellen per Traktor-Beam reinigen. Mittlerweile hab ich die Vollversion ($29,95) erworben und stelle fest, wie intuitiv sich eigentlich das Flugsystem spielt. Den Anflug auf eine Raumstation ausloten, dann noch kurz den Afterburner zünden und elegant schwerelos in die Docking-Bay gleiten - das hat bisher bei keiner Space-Sim so sauber geklappt wie bei EM. Hrr, das erinnert mich an meine schmerzhaften Gehversuche in X-Beyond The Frontier, wo ich im Prinzip JEDEN Dockvorgang vergeigt habe
Wen es also nach langer Abstinenz mal wieder gen Weltall zerrt, der hat derzeit zwei Alternativen: Entweder man tut sich das wirklich nett gemeinte, aber fürchterlich inszenierte Dark Star One an, oder unterstützt einen der heftigsten Indie-Einzelkämpfer mit einem Besuch im Evochron-Universum, in dem es keine nervigen NPCs, keine Plastik-Cutscenes und keine billige “Ich-will-mich-rächen”-Storyline gibt. Just the joy of flying.
Demo-Download hier
Kleiner Protip: Tutorial mitfliegen. Das Spiel unterstützt so ziemlich alles, was es an Eingabegeräten gibt, aber als alter Freelancer-Veteran finde die Maus-/Keyboard-Kombi vollkommen ausreichend.