Wow. Erstaunlich, wie einstimmig die amerikanische Spielepresse über Lost Planet herfällt. Von “gravierenden Design- und Interfacemängeln” wird da gesprochen, die Steuerung wird als “unhandlich” verdonnert und generell wird kein gutes Haar an dem Spiel gelassen, was meiner Ansicht nach total überzogen ist.
Wie im “First Impressions” schon erwähnt, ist Lost Planet nix für Einzelkämpfer. Wenn man das weiß, steht allerdings einem spaßigen Spielvergnügen nix im Weg. Die Steuerung ist hakelig? Nicht in dem Spiel, welches ich seit letzten Freitag mit fast religiöser Hingabe spiele. Klar, sie weicht etwas vom CoD/Gears-Einheitsgedöns ab, aber wenn ein Spieler nicht mehr in der Lage ist, sich innerhalb von ein paar Stunden an eine neue Knopfbelegung (die zumal ziemlich identisch mit der des ersten Teils ist) gewöhnen kann, dann kann ich nur müde mit den Schultern zucken. Klar, es ist ungewohnt, zum Ausweichen den linken Stick-Button plus Richtung plus Sprung-Knopf zu drücken, aber nach ein paar Missionen hat man das drin.
Außerdem kann man unter einem ganzen Sack voll Knopfbelegungen wählen. Ich hab bisher noch kein Leben dadurch verloren, daß die Steuerung nicht das macht, was sie soll.
Und wer sich mit einem Mech, der fast so breit ist, wie der Zug, auf dem er steht, in den Tod stürzt, ist selber schuld. Lost Planet bestraft unsinniges oder übermäßig waghalsiges Spielen auf’s Härteste, das stimmt. Andererseits wird gutes Teamwork belohnt - und die Menge an Content, die im Spiel zu finden ist, gibt es dieser Tage selten, grade in einem Actionspiel.
Das Fazit aus dem “First Impressions” bleibt bestehen. Nix für Solisten, aber für Leute, die zumindest regelmäßig einen Sidekick auftreiben könne, ist Lost Planet derzeit eins der besten Actionspiele. Punkt.
Tja, da hat mich der Vatertag doch kalt erwischt. Vor lauter Lost-Planet-Coop hab ich die Zeit komplett vergessen. Deswegen kommt das Donnerstags-Gedonner heute einen Tag zu spät. Aber da es sich ja nicht um weltbewegende Neuigkeiten handelt, ist das sicher zu verschmerzen.
Also… Porcupine Tree. Ich hatte zwar schon ein paar glühende Reviews über die Band gelesen, aber konnte mir nichts drunter vorstellen, bis ich eines Nachts zufällig nach einer langen Zockersession von der Xbox auf den TV-Kanal umgeschaltet habe und beim WDR-Rockpalast gelandet bin, wo Porcupine Tree einen unglaublichen Auftritt hingelegt haben. Ich wollte eigentlich schon ins Bett gehen, wurde aber von der intensiven Musik förmlich am TV festgenagelt. Dani war zwar “not amused”, aber ich hatte wieder eine Band, die mich total vom Hocker gehauen hat.
Also von vorne. Porcupine Tree sind das Baby eines gewissen Steven Wilson, seines Zeichens Multi-Instrumentalist, Sänger und Produzent (nicht nur seiner eigenen Band, er hat auch schon für Opeth, Orphaned Land und andere einen schönen Klang gezaubert). Wilson macht schon seit ‘87 Musik, die (fiktive) Biographie von Porcupine Tree reicht sogar noch weiter zurück. Über die Anfänge der Band kann ich (noch) nicht soviel berichten, wer mehr wissen will, sollte sich den Artikel in der Wikipedia zur Brust nehmen.
Hier gleich mal ein leckerer Appetizer, “Open Car”, vom 05′er-Album “Deadwing”.
Das war damals das aktuelle Album. Kurz nachdem ich Porcupine Tree für mich entdeckt habe, kam das grandiose “Fear Of A Blank Planet” heraus, auf dem die Mischung zwischen zarten, zerbrechlichen Soundscapes und Breitwandgitarren noch weiter verfeinert wurde. Man höre z.B. “Way Out Of Here”
Das derzeit aktuelle Album heißt “The Incident” und erstreckt sich - ganz in alter Progrock-Tradition - über zwei Scheiben. Disc 1 heißt “The Incident” und ist ein monumentaler, über 60 Minuten langer Monster-Track, Disc 2 hat nochmal vier weitere Songs zu bieten, die erheblich zugänglicher sind. Spannenderweise hat Wilson sich dafür entschieden, statt einem der Stand-Alone-Tracks einen Happen aus dem Mammut-Epos auszukoppeln, das wunderschöne “Time Flies”.
An diesem Punkt angekommen, habe ich angefangen, mich rückwärts durch die Porcupine-Tree-Diskographie zu arbeiten. Allerdings bin ich derzeit noch nicht weiter als bis zu “In Absentia” vorgedrungen, die Platte, die Wilson’s Hinwendung zu mehr und härteren Gitarren markiert.
Was mir an Porcupine Tree so gut gefällt, ist die Mischung aus unendlich weit klingenden Soundscapes und fetten Gitarren, dazu unglaublich Ohrwurm-Seelenstreichel-Melodien. Und das ganze gepaart mit jeder Menge Anspruch, sowohl auf musikalischer als auch auf textlicher Ebene. Wilson ist ein cleverer Kopf - auch wenn ich nicht mit all seinen Ansichten, grade über den Konsum vom Massenmedien übereinstimme.
So. Und nächste Woche gibt’s nach all dem Prog-Gezirpe mal richtig auf die Glocke. Ich schwanke noch zwischen Bolt Thrower und King Diamond. Mal gucken, wonach mir der Kopf steht, hehe…
Eins steht nach knapp sieben Stunden LP2 fest: Wer den ersten Teil nicht leiden konnte, wird beim zweiten Teil auch nicht glücklich, denn hier gibt’s primär erstmal “more of the same”, zumindest vom Gameplay her. Lost Planet war seinerzeit ja auch kein Kandidat für die weltbewegendste Videospielgeschichte ever, aber LP2 unterbietet das noch um Längen - die Geschichte kann man eigentlich wie folgt zusammenfassen:
“Verschiedene Piratenstämme balgen sich untereinander, bis der böse Fiesling aus Teil 1 einen Plan ausbrütet, der den ganzen - frisch aufgetauten - Planeten in eine erneute Eiszeit versetzen und alles Leben auf ihm auslöschen wird. Die Piraten verbünden sich und durchkreuzen den Plan”.
Was Lost Planet 2 auszeichnet, ist seine kompromisslose Auslegung auf kooperativen Multiplayer. Man bekommt als Solist zwar bis zu drei KI-Kameraden zugeteilt, aber die taugen leider noch nichtmal als Kugelfang. Es kommt sogar oft genug vor, daß sie dem Feind den Rücken zudrehen und in eine komplett andere Richtung ballern. Das hat Capcom mit Sheva aus RE5 schon durchaus besser hinbekommen.
Hat man allerdings mindestens einen Mitspieler, entfaltet LP2 sein wahres Potential. Durch Teamwork werden viele der riesigen Bosse relativ handzahm, und es ist ein echtes Fest, wenn ein gut eingeschossenes Team innerhalb kürzester Zeit durch einen Level galoppiert.
Die Veränderungen zum Vorgänger sind oftmals vernachlässigbar, sieht man von der dringend benötigten Funktion ab, seine Mech-Suits (hier VS genannt) endlich auch reparieren zu können. Man kann jetzt auch in bester Gears-Of-War-Manier durch die Gegend sprinten und dank einer Unmenge an freischaltbaren Goodies seinen Charakter individuell aufmotzen, sowohl optisch als auch durch die Wahl der Waffen und Fähigkeiten. Der Wiederspielwert ist ziemlich hoch, allein schon, um genug Credits zu verdienen, mit denen dann die Slotmachine gefüttert wird, die wiederum neue Waffen, Charakter-Bauteile, Fähigkeiten und Kampfnamen freischaltet. Wer Street Fighter IV gespielt hat, kennt das schon. Man kann seinen Online-Auftritt durch personalisierte “Titel” aufmotzen. Total sinnlos, aber auf eine gewisse Weise auch saucool. Lost Planet 2 hat z.B. meine 360-Festplatte durchstöbert und mir für jedes Capcom-Spiel, das einen Spielstand hinterlassen hat, einen Titel freigeschaltet (in meinem Fall also für Devil May Cry, Street Fighter IV und Resident Evil 5).
Ich habe bisher fast ausschließlich den Story-Modus gespielt, für den Online-Versus-Modus sind derzeit noch zuwenige Leute unterwegs - und die drei, vier, die ich bisher getroffen habe, waren entweder total planlos oder komplette Über-Cracks, so daß ich da nicht allzuviel Spaß hatte.
Was ich allerdings jetzt schon sagen kann ist: Wer nicht vorhat, wenigstens hin und wieder online oder offline mit Freunden zu zocken, wird relativ wenig Spaß mit Lost Planet 2 haben. Klar, die Action ist schön brachial, aber die Story ist papierdünn und die KI-Kollegen strunzdoof. Als Solist ist man mit dem Vorgänger besser beraten.
Klar, Marillion haben kaum was mit Metal im traditionellen Sinne zu tun, außer, das beides auf E-Gitarren produziert wird. Aber zum einen hat Marillion’s Ex-Sänger Fish auf “Into The Electric Castle” von Ayreon mitgewirkt, und meines Erachtens werden Marillion viel zu oft auf ihren “großen” Single-Hit “Kayleigh” (vom grandiosen 85′er-Album “Misplaced Childhood”) reduziert. Dabei wird leider gerne vergessen, daß diese Band eine nunmehr fast 30jährige Karriere hinter sich hat, in der unzählige grandiose Alben veröffentlicht wurden.
Also, um’s schnell hinter uns zu bringen: Kayleigh.
Als Kind der Achtziger hab ich diesen Song natürlich auch oft und gerne gehört, es hat aber bis in die frühen Neunziger gedauert, bis ich endlich mal die komplette Platte gehört hatte. Zu der Zeit hat sich mein Horizont explosionsartig erweitert, vom Schweden-Tod der Marke Dismember bis zu den verzauberten Klängen einer Band wie Clannad, und da paßten Marillion wunderbar rein. Die zweite Platte, die ich von dieser Band entdeckt habe, war die damals taufrische “Holidays in Eden”, die nicht nur mit einem neuen Sänger (Steve Hogarth), sondern auch einer deutlichen Kurskorrektur, weg vom Genesis-lastigen Prog, hin zum eher einfachen Rock darstellte. Nichtsdestotrotz ist “Holidays In Eden” ein Ohrwurm-Monster sondersgleichen, was man wunderbar am Titeltrack oder an der Single “Cover My Eyes” festmachen kann.
Here we go:
Trotz aller Eingängigkeit haben Marillion nie auf billige Popsongs geschaut, im Gegenteil - selbst auf “Holidays In Eden” gibt’s einen dreiteiligen Prog-Monstertrack in Zehn-Minuten-Bereich. Und das ‘94-Album “Brave” ist ein unheimlich sperriges, vertracktes Monster geworden, das weniger von Ohrwürmern als von einer unglaublich intensiv-verzweifelten Atmosphäre lebt.
Da ich eigentlich eher ein Fan der Fish-Ära (also von ‘79 bis ‘88) bin, wurde mir das dann ab “Afraid Of Sunlight” (1995), auf dem die Band einen Schlenker in Richtung Alternative-Rock machte, doch zuviel, und ich hab Marillion eine ziemlich lange Zeit aus den Augen verloren und mich nur durch den Backkatalog der Band gearbeitet, was mir Wunderwerke wie “Fugazi”, “Clutching At Straws” oder das Hogarth-Debüt “Season’s End” näherbrachte.
Nach “Radiaton” (1998) verloren Marillion dann noch ihren Plattenvertrag bei EMI und wurden zu einer der ersten Bands, die ihre Musik ausschließlich über das Internet vertrieben. Sie gingen sogar so weit, sich ihre Platten von ihren Fans vorfinanzieren zu lassen. Ein mutiger Schritt, auch wenn ich mit den Platten dieser Zeit nicht allzuviel anfangen konnte.
Mein Interesse an der Band wurde durch zwei ziemlich zeitnahe Ereignisse wieder angefacht. Zum einen durch ein glühendes Review der aktuellen “Happiness is the Road”-Doppel-CD in meiner Lieblings-Krach-Postille “Rock Hard”, zum anderen durch die Veröffentlichung von “Whatever is Wrong With You” als Rock-Band-Track. Und da ich mich inzwischen an weiteren Prog-Bands wie Porcupine Tree (nächste Woche hier zu lesen) und Muse gewöhnt hatte, war der Schritt zurück zu Marillion nicht so groß. Jetzt höre ich mich langsam rückwärts durch den Kram, der mir vor ein paar Jahren noch zu komisch vorgekommen ist und entdecke, daß trotz aller Experimente immer noch die gleichen drei Elemente in der Musik von Marillion zu finden sind, die mich schon damals umgehauen haben. Zum einen der unglaubliche Gesang (egal ob jetzt Fish oder Hogarth), die herrlich sphärisch klingenden Gitarren und unglaubliche Melodien.
Als Einstieg in den Marillion-Kosmos sei hier erstmal die “A Singles Compilation 1982-1992″ Best-Of empfohlen. Darauf finden sich jede Menge Songs, die sowohl wunderbar die Fish- als auch die frühe Hogarth-Ära dokumentieren und Lust auf mehr machen.
Bedingungslos empfehlen kann ich auch alle vier Alben mit Fish (Script For A Jesters’ Tear, Fugazi, Misplaced Childhood und Clutching At Straws), und die ersten drei Alben mit Steve Hogarth (Season’s End, Holidays In Eden und Brave). Alles was danach kommt, zählt eher zur Kategorie “Gewöhnungsbedürftig”.
Die komplette, sehr umfangreiche Diskographie findet man im Wikipedia-Artikel zur Band.
Wow, was ein Ritt. Auch wenn Chaos Rising im Endeffekt weniger Missionen hat als DoW II, wirkt sich das im Endeffekt nicht negativ auf Motivation oder Spielzeit aus. Allein schon der Anreiz, das Spiel ein zweites Mal direkt hinterher zu spielen, um mal die “Dunkle Seite der Macht” in all ihrer düsteren Glorie zu sehen, verleitet ungemein. Außerdem wird man - wie im “First Impressions” schon erwähnt - mit weniger nervigen Boss- und Verteidigungsmissionen genervt, die zwar die Spielzeit verlängern, aber nicht wesentlich mehr zum Spiel beitragen. Dafür bekommt man eine straff durcherzählte Story, einige böse Wendungen und einen herrlich feisten Endboss präsentiert.
Das Spannende an Dawn Of War II generell ist ja, daß es so viele verschiedene Spielertypen ansprechen kann. Der Action-Fan bekommt fette Explosionen und auch jede Menge Adrenalinausstoß, der Taktiker freut sich über ein trotz aller Zugänglichkeit anspruchsvolles Kampfsystem, und der Rollenspieler hat - sofern er nicht von Mass Effect abgestoßen wurde - genug zum Herumbasteln und Loot-Sammeln, um sich in’s Nirvana zu blasten. Eine absolute Kaufempfehlung.
Wer über einen entsprechend starken Rechner verfügt und kein Problem mit digitalen Downloads hat, kann sich bei Steam direkt die “Dawn Of War II Gold Edition” zulegen, da bekommt man für knappe 50€ das Hauptspiel nebst Add-On. In einer Zeit, in der Vollpreistitel mehr gen 5 als 50 Stunden Spielzeit tendieren, ist das ein richtig guter Gegenwert. Für einen Komplett-Durchgang braucht man locker zwischen 30 und 40 Stunden, und das schließt noch nicht einmal den zweiten Ritt durch “Chaos Rising” mit ein.